Von ‘Klick-Gefühl’ bis Reinhold Messner
Das bebilderte Speed-Interview mit Benjamin Werndl am Rande von Horses and Dreams – über Quick Decision, seine Burg-Pokal-Aspiranten und sein Startbox-Gefühl und sein Reinhold Messner-Motto.
Fotostrecke: EQWO, Petra Kerschbaum

Neues Paar sorgt in Hagen für dressursportliche Genussmomente: Quick Decision und Benjamin Werndl
dressursport.kim: Dein erster Auftritt mit Quick Decision vor so großer Bühne – wie war’s?
Benjamin Werndl: Ich habe schon drei oder vier Turniere mit ihm geritten, aber das war doch ganz anders als ich heute da reingeritten bin. Die Kameras, die Leute, die Tribünen – da habe ich schon gespürt, dass er dachte: ‘Was ist das denn jetzt hier?’ Das Gefühl hatte ich bisher so noch nicht bei ihm. Trotzdem hat er sich dann super reiten lassen, er ist ja so ehrlich, charakterlich genau so, wie man es sich wünscht. Er will alles richtig machen und man hat das Gefühl, er denkt mit. Zwischendrin hält er schon noch mal die Luft an, das sieht man nicht so, aber wenn ich mal das durchgängige Atmen ins Viereck kriege, dass er atmet und ich (lacht) – wir sind immer noch in der Kernlernphase und dafür läuft es schon verdammt gut.
dressursport.kim: Ihr seid noch nicht mal ein halbes Jahr zusammen, aber wirkt schon wie ein top eingespieltes Team, Quick Decision und Du – wie geht das?
Benjamin Werndl: Ich habe schon beim ersten Ausprobieren ein Klick-Gefühl gehabt. Weil er so viel Gummi hat, das geht durch den ganzen Körper und er braucht nicht viel, um sich durch den Körper zu bewegen, das ist ganz natürlich.
dressursport.kim: Und das macht er mit wunderbarer Anlehnung…
Benjamin Werndl: Er ist ein grundsätzlich sehr rittiges Pferd und das mit der Anlehnung, das kann ich auch ganz gut. (schmunzelt)
dressursport.kim: Wie sieht der nächste Schritt mit ihm aus?
Benjamin Werndl: Man kann in allem natürlich noch mehr Sicherheit geben – die Piaffen noch mehr auf die Stelle holen, die Pirouetten kann man noch kleiner reiten, in den Wechseln kann man noch mehr nach vorne reiten, noch mehr auf Angriff. Trotzdem – durch solche Runden wie hier in Hagen kriegt man mehr Selbstvertrauen und Routine.
dressursport.kim: Welche Rolle spielt in der Ausbildung der Louisdor-Preis – Deiner Meinung nach?
Benjamin Werndl: Der Louisdor-Preis ist sehr sehr gut, um die Pferde in den Sport zu bringen. Er ist elementar wichtig, ein wichtiger Baustein. Und für mich ist er jetzt auch cool, um mich mal wieder auf einem größeren Turnier zu zeigen. Auf solchen Turnieren mal wieder dabei zu sein und den Anschluss zu finden. Mein ältestes Pferd unter dem Sattel ist neun. Ich habe viele gute Pferde, aber die sind jung.

Haben ‘Benni’ Werndl im Blick: Vater Klaus Werndl, Bundestrainerin Monica Theodorescu und Schwester Jessica von Bredow-Werndl
dressursport.kim: Apropos junge Pferde – Du wirst auch im Nürnberger Burg-Pokal hier in Hagen mit zwei Pferden am Start sein..
Benjamin Werndl: Ja, zwei sehr gute Pferde – gerade mit dem Blick Richtung Grand Prix. Der eine ist Great Gatsby, die andere ist Birkhof’s Zieta FBW. Great Gatsby ist das größte Pferd in Aubenhausen, über 1,90 m und wahnsinnig viel Talent für den Grand Prix-Sport, genauso wie Zieta. Zieta ist noch etwas grün, hat sich aber im Training gut angefühlt und deshalb habe ich mich entschlossen, sie in Hagen an den Start zu bringen. Das ist ja auch Teil der Ausbildung, dass man ins Viereck einreitet. Beide Pferde liegen mir sehr und trotzdem: Wenn Du beim Rennen in der Startbox bist und Du hast das Gefühl, Du hast ein sehr schnelles Pferd, aber man weiß es nicht genau. Wie schnell es wirklich ist, wird sich erst im Rennen zeigen. Man hat das Gefühl, dass es etwas Besonderes ist, aber das wird sich dann zeigen. Und so geht es mir im Moment mit meinen jungen Pferden. Es ist ein wahnsinnig cooles Gefühl, auf solchen Granaten zu sitzen, aber wie gut sie am Ende wirklich sind, wird sich zeigen. Und das muss man auch immer wieder loslassen. Wenn man zu viel Erwartung hat, ist man schnell enttäuscht. Reinhold Messner hat mal gesagt, dass er nicht dann gut war, wenn er gesagt hat: ‚Heute gehe ich auf diesen Berg.‘ Aber wenn er gesagt hat: ‚Heute schau ich mal, wie weit ich komme.‘ Dann war er gut.