“Sie sind ja nicht vom Himmel gefallen!”

Es geht um viel Gefühl, ein Weltchampionat und jede Menge Olympiaerfahrung – das Interview mit Bundestrainerin Monica Theodorescu am Rande des Weltcup-Finales von Basel.

Monica Theodorescu – vor der typischen Baseler Blumenwand von Blumen Dietz
Foto: ©EQWO/Petra Kerschbaum

dressursport.kim: Monica, Dein Resümee von Tag eins beim Weltcup-Finale hier in Basel?

Monica Theodorescu: Bei Isabell (Werth) wissen wir, dass sie es kann. Das hat sie auch im Grand Prix hier wieder gezeigt, auch wie sie noch mal die Stärken herausgeholt hat, gerade auf der letzten Mittellinie. Aber ich bin auch sehr zufrieden mit unseren beiden Newcomerinnen, Carina (Scholz) und Bianca (Nowag-Aulenbrock). Sie sind ja nicht vom Himmel gefallen und keine Anfänger, aber sie sind eben das erste Mal bei einem solchen Finale dabei.

dressursport.kim: Lass uns ein bisschen über die Newcomerinnen sprechen – Bianca kennst Du schon sehr lange…

Monica Theodorescu: Die Eltern von Bianca kommen beide aus der ländlichen Reiterei, sie selbst hat so als Kind mit dem Reiten angefangen. Sie hat schon Ponys beim Bundeschampionat, hat nie eigene Pferde gehabt, sondern hat immer Pferde für Züchter oder Besitzer geritten. So ist sie in diesen Beruf hineingewachsen. Sie war Europameisterin der U21-Reiter, mit einem anderen Pferd dann auch U25-Mannschafts-Europameisterin, hat das Finale des Piaff-Förderpreises gewonnen und ist früh in die Selbstständigkeit gegangen. Seit ihren U21-Tagen begleite ich sie auch im Training, sie selbst hat auch Schülerinnen wie Elisabeth von Wulffen und Victoria von Braunmühl. Sie ist wirklich ein Profi und zeichnet sich im Sattel durch ganz viel Gefühl aus.

dressursport.kim: Championats-Newcomerin Nummer zwei ist Carina.

Monica Theodorescu: Carina kommt aus einer pferdebegeisterten Familie, bringt eine sehr gute Grundausbildung mit und hat ihre Ausbildung zur Pferdewirtin bei Norbert van Laak gemacht. Auch Carina zeichnet sehr viel Gefühl aus und gutes technisches Reiten. Sie hat das Reiten von der Pike auf nach der Reitlehre gelernt, ist eine sehr gute Ausbilderin verschiedenster Pferde und kann sich auch auf nicht so einfache Pferde einstellen. Michael Klimke hat damals den Kontakt zwischen mir und Carina hergestellt, das war zu Beginn ihrer Zeit mit Tarantino, seitdem haben wir regelmäßig zusammen gearbeitet. Mit ihrem Mann Fabian betreibt sie einen Ausbildungs- und Handelsstall und bildet Pferde mit einem klaren Plan dahinter aus.

dressursport.kim: Gerade als Newcomer hat ein Weltcup-Finale besondere Bedeutung?

Monica Theodorescu: „Ja, natürlich. Für beide geht es nicht nur um ‚ein bisschen reiten‘ oder ‚wie schön, wir fahren mal zum Turnier‘. Sie leben davon, sie haben einen guten Plan und das hier ist ein Welt-Championat. Wir haben hier zwar keine Mannschaftswertung, aber sonst ist das hier für mich wie ein Championat. Es sind Championatsrichter, Championatsbedingungen und Reiter aus der ganzen Welt da – auch wenn es nur eine abgezählte Zahl ist – das hat Bedeutung! Wir treffen hier auf einige Reiter, die auch bei den Olympischen Spielen in Paris am Start waren. Das ist für jeden Reiter ein Topziel!“

Im Überblick:

Insgesamt sind sieben Paare aus dem olympischen Starterfeld 2024 in Basel am Start, hinzu kommen drei Reiter, die mit anderen Pferden in Paris dabei waren und eine Reiterin, die zwar nicht in Paris, aber zuvor bei sechs Olympischen Spielen im Sattel saß.

Das bedeutet: In Basels Finalfeld haben elf der 17 Reiter Olympiaerfahrung.