Florine – sensibel, individuell und richtig Lust auf Kür

„Wenn Florines Musik angeht und sie weiß, was kommt – ich hoffe, dass sie sich dann noch etwas selbstsicherer fühlt. Ich habe auf jeden Fall richtig richtig Lust auf die Kür!“ Und mit diesen Worten funkelt es freudig in den Augen von Bianca Nowag-Aulenbrock.

Florine lässt sich stolz in der Schleyerhalle feiern – mit Bianca Nowag-Aulenbrock im Sattel und Vater Hubertus.

Das Paar Florine OLD und Bianca Nowag-Aulenbrock hat am Freitag eine sehr gute Runde im Grand Prix von Stuttgarts Weltcup-Tour abgeliefert: Platz drei mit 73,282 Prozent. Heute gehen die beiden in der Weltcup-Kür an den Start.

dressursport.kim hat mit der Profireiterin über ein tolles Ergebnis mit kleinem Wermutstropfen, über Markenzeichen und Nicht-Glanzlektionen und individuelle Trainingsideen gesprochen…

„Mit dem Resultat und der Platzierung bin ich super happy“, beginnt Bianca Nowag-Aulenbrock ihr Fazit nach dem Grand Prix. „Aber ich habe ein kleines ‚ABER‘.“ Die Stute sei im Training toll drauf und Cheftrainerin Monica Theodorescu habe am Vortag noch gesagt, sie habe die Stute noch nie so gut gesehen. „Aber Florine war von der Halle doch noch beeindruckt, fast ein bisschen ‚erstarrt‘. Dadurch konnte ich die Piaffen leider nicht so ins Viereck bringen wie ich mir das gewünscht hätte. Da lag zwischen den Piaffen vom Vortag und denen in der Prüfung fast eine Welt. Das war ein kleiner Wermutstropfen.“

Florine sei die letzten Turniere von der mentalen Seite her eher entspannter als hier in Stuttgart gewesen. „So, dass ich dachte, sie wird langsam erwachsen. Das hatte sie am Morgen vor dem Grand irgendwie vergessen“, lacht die 30-Jährige. „Wenn ich merke, sie ist angespannter, arbeite ich sie im Training eher weniger als sonst, feile nicht groß an den Lektionen und reite sie lieber ein bisschen im leichten Sitz, um ihr den Druck, den sie sich selbst macht, etwas zu nehmen und sie hauptsächlich zu ‚bespaßen‘.“

Hinzu kam: der Startplatz direkt hinter den Olympiasiegern Isabell Werth und Wendy. „Die Halle hat getobt als ich einritt. Florine kann dann schon ein sehr aufgeregtes Pferd sein, innerlich, auch wenn man das nach außen nicht sieht. Aber sie wird dann im Körper eher starrer als harmonischer.“

Tochter und Vater geben der sensiblen Stute Halt und Vertrauen in neuer Umgebung.

Die zwölfjährige Florine glänzt immer wieder durch eine wunderschöne und zufriedene Anlehnung, durch Korrektheit und eine herrliche Harmonie in Kombination mit ihrer Reiterin Bianca. Der starke Trab gehört nicht unbedingt zu ihren Lieblingslektionen. „Das ist für uns beide eine schwierige Lektion“, gesteht Bianca Nowag-Aulenbrock. „Das ist nicht unsere Glanzlektion, das war nie Florines Stärke und das wird es auch nicht, aber trotzdem wollen wir sie natürlich immer ein Stückchen verbessern.“ Sie habe im Training mit Monica Theodorescu schon einiges ausprobiert, mal ein bisschen mehr Tempo, mal etwas weniger beispielsweise, damit der Rücken von Florine noch etwas mehr bei der Verstärkung zum Schwingen komme. „Im Training nehme ich natürlich auch mal einen Taktfehler in Kauf, um zu gucken, wie weit ich gehen kann und was zu viel ist.“ Es sei ein Fühlen und Abwägen, jedes Mal neu. „Ich gebe zu, dass ich die Trabverstärkung auch im Training nicht so gerne so oft reite. Nicht zuletzt, weil ich meine Pferde möglichst schonend trainieren möchte.“

Die schon erwähnte Anlehnung bezeichnet auch die Reiterin selbst als eine Art ‚Markenzeichen‘ für die Stute. „Zu Hause reite ich sie allerdings sehr selten in dieser Prüfungs-Haltung. Sie ist eher ein Pferd, das ich ganz viel vorwärts-abwärts mit langem Hals reite, damit sie sich noch mehr entspannt, noch mehr Rücken benutzt und Oberlinie bekommt. Dass ich in der Prüfungshaltung im Training reite, das machen wir wirklich sehr selten.“

Und noch ein Nähkästchen-Tipp aus Florines Training: „Ich reite häufig Piaffe-Passage im Leichttraben und im Vorwärts-Abwärts, auch hier wieder, damit sie den Rücken möglichst öffnet. Das braucht sie. Dann fühlt sie sich noch wohler, gerade in der Piaffe, und genau das Gefühl möchte ich ihr geben.“

Kleine Stellschrauben

Stuttgart ist die dritte Weltcup-Etappe für Bianca und Florine in dieser Saison nach dem Sieg im ungarischen Mariakalnok und Platz vier im dänischen Herning. Schon in der Saison 2023-2024 war das Paar in der Weltcup-Tour unterwegs. „Ich habe noch mal an ein paar Stellschrauben an der Kür gedreht“, erzählt Nowag-Aulenbrock. „Ich habe eine Piaffe-Drehung mehr eingebaut und daraus gehe ich direkt in die Galopp-Pirouette zum Beispiel. Florine kennt inzwischen ihre Musik und hat wirklich Lust auf die Kür, deshalb hoffe ich, dass sie bei der Kür heute in Stuttgart noch entspannter ist als im Grand Prix und wir beide die Kür zusammen genießen können.“