Evelyn Eger im ‘Disneyland der Pferde’

Dreieinhalb Monate Wellington – bei Evelyn Eger hat die ‘gefühlte Entschleunigung bei Pferd und Reiter’ schon viel bewirkt. Wie die Bereiterin Wellington erlebt, was bei Ihr ‘klick’ gemacht hat, auf welche Highlights sie sich noch freut und warum sie zu den ‘Küken’ gehört, die Michael Klimke zusammenhält….

Genießen ihre Zeit in Wellington: Evelyn Eger und Tabledance

„Es ist eine super interessante Zeit hier“, erklärt Evelyn Eger, Bereiterin auf dem Hof Kasselmann, die ihre erste Saison in Florida, Wellington, erlebt. Bereits Mitte Dezember ist sie mit einem Teil des Teams Kasselmann in die Sonne gereist und wird bis Anfang April dort bleiben. „Ich darf das hier also wirklich ein paar Monate leben und erleben – auf jeden Fall eine große Chance!“ Als sie im Dezember anreiste sei es noch sehr ruhig gewesen, aber mit dem ersten Turnier habe sich das schlagartig geändert. „Plötzlich waren alle da“, lacht Evelyn. „Das ruhige Wellington wurde schlagartig zu einer Pferde-Metropole. Viele sprechen hier vom Disneyland der Pferde, das kann ich voll bestätigen. Es ist ein Paradies für die Pferde und den Pferdesport.“ Hinter jedem Haus sei quasi ein Reitplatz, eine Farm reihe sich an die nächste und um die Turnierplätze herum richte sich der Verkehr klar nach den Pferden.

Klick gemacht
„Ich habe wirklich auch schon viel gelernt hier. Zum Beispiel: Wie entscheidend der Trainer ist. Ich trainiere auf dem Hof Kasselmann ja mit mehreren Trainern, hauptsächlich mit Hartmut Lammers, und der ist natürlich nicht jeden Tag hier vor Ort bei mir. Auch wenn ich zu Hause unabhängig reite und ‚nur‘ das Auge von unten von ihm und den anderen Trainern habe, muss ich mich hier noch genauer selbst überprüfen, mich immer wieder auf mein Gefühl konzentrieren und neu reflektieren. Das ist spannend und ich denke, das bringt eine große Entwicklung mit sich.“ Interessant sei auch die gefühlte ‚Entschleunigung‘ – durch die Wärme seien die Pferde sehr entspannt – und sie habe mehr Zeit, sich auf jedes einzelne Pferd zu konzentrieren. „Gerade bei meinen Nachwuchspferden merke ich, wie entscheidend die Zeit in der Ausbildung ist. Wie wichtig es ist, keinen Schritt zu überspringen – das konnte ich jetzt gerade bei dem achtjährigen Global Power fühlen.“ Sie könne ihn jetzt spielerisch und völlig ohne Druck Richtung Piaffe und Passage reiten. „Aber das geht nur mit Zeit – über Jahre, Monate und Wochen und das hat hier noch mal ‚Klick‘ in meinem Kopf gemacht. Man muss Geduld haben – das ist ganz wichtig!“

Eingespieltes Team: Evelyn und Tabledance
(Foto: © www.eurodressage.com)

Erfolgreich!
„Ich hatte nicht den einen großen Erfolg hier, sondern eher ganz viele tolle und lehrreiche Runden“, freut sich die 27-Jährige. „Ich habe mit jedem Pferd schon einen individuellen Erfolg erleben dürfen: mit Tabledance, die hier auch den Nationenpreis und die 5*-Tour gehen wird. Ich konnte sie von Turnier zu Turnier aufbauen und immer wieder kleine Dinge verändern. Das ist einfach super hier. Hier sind dauernd gute Turniere ohne lange Anreise. Das hilft enorm bei der Ausbildung eines Turnierpferdes.“ Auch bei Global Power spüre sie das. „Er hat immer viel Go, aber er kommt hier sehr schön zur Ruhe, genießt die Prüfungen und kommt zum Durchatmen.“ Diese Philosophie habe sich auch in ihrem Sieg in der Inter I widergespiegelt. „Diese Entwicklungen – das sind meine persönlichen Erfolge – der Sieg ist dann nur das i-Tüpfelchen.“

Global Power – entspannt zum Sieg.
(Foto: © www.eurodressage.com)

Weltweit supported
„Was mir hier noch mal ganz extrem aufgefallen ist: Wie wichtig es ist, dass die richtigen Menschen hinter einem stehen. Ich werde wirklich weltweit supported! Freunde, Familie, Partner, Pferdebesitzer, Sponsoren – von überall schreiben und unterstützen sie mich. Das merkt man noch einmal deutlicher, wenn man nicht zu Hause ist. Viele kommen auch angereist, um Daumen zu drücken und mitzufiebern – das ist großartig.“

Der Nationenpreis
Das nächste anstehende Highlight ist der Nationenpreis. Evelyn wird dort im Team antreten mit Felicitas Hendricks, Michael Klimke und Lars Ligus. „Darauf freue ich mich sehr. Wir haben schon einen tollen Teamspirit, Michael hält hier alle jungen Küken zusammen“, lacht Evelyn. Und dann kommt noch das Derby mit Pferdewechsel – das erste Mal für Evelyn Eger. „Ich kenne es ja, viele unterschiedliche Pferde zu reiten, aber dann ganz spontan in eine Prüfungssituation ‚geschmissen‘ zu werden, das wird eine neue Erfahrung.“ Der letzte Höhepunkt folgt dann im März mit dem Fünf-Sterne-Event. Neben all den genannten Highlights hat Evelyn auch noch zwei Pferde dabei, die sie auf den internationalen Sport vorbereitet: einen Siebenjährigen und eine elfjährige Stute, die Richtung Grand Prix unterwegs ist. „Das alles zusammen ist unheimlich spannend und macht super viel Spaß!“

Disziplin-übergreifend gelebt
Evelyn genießt außerdem das Miteinander der Disziplinen. Auch wenn die einzelnen Disziplinen ihre eigenen Plätze haben, ist das Hauptprogramm beispielsweise aufeinander abgestimmt. Etwa alle zwei Wochen findet ein CDI statt, der Freitagabend ist dann für die Kür geblockt. „Da ist dann richtig was los. Das macht Spaß, weil die Atmosphäre einfach toll ist.“ Samstags sind meist Hauptprüfungen bei den Springreitern, Sonntags steht Polo im Mittelpunkt. „Hier wird wirklich disziplin-übergreifend der Sport gelebt.“