DRV: Munk mit ‘Aufrüttel-Rede’ zum 75. Geburtstag
Auf den Punkt, ehrlich, mutig und aufrüttelnd – die Rede von Dr. Carsten Munk, Vorsitzender der Deutschen Richtervereinigung (DRV), beim Festakt zum 75-jährigen Bestehen des DRV auf dem Schafhof in Kronberg ging unter die Haut!
Foto oben: Dr. Carsten Munk und Reinhard Wendt beim DRV-Festakt auf dem Schafhof

Dr. Carsten Munk (li) – hier bei der Gratulation an Joachim Geilfus für den Erhalt des Dt. Reiterkreuzes in Gold innerhalb des DRV Festakts
Ein kurzer Streifzug durch die Geschichte des DRV, eine prägnante Darstellung des pferdesportlichen Ist-Zustands und dann kam Munk zu der Frage:
Vor welchen Herausforderungen steht der Pferdesport und damit auch unsere Vereinigung?
„Einige – auch z. T. die Medien – behaupten, der Reitsport stünde in einer Krise. Das muss man nicht so sehen, darüber muss man aber diskutieren. Aktuell können wir ein Imageproblem für den Reitsport nicht von der Hand weisen. Dem müssen wir entgegentreten!“
Konkret nannte Munk beispielsweise …
• die Übernahme von Tierwohlaspekten in die Richterausbildung und vermehrte Sensibilisierung aller Turnierfachleute.
• Merkmale des Unwohlseins der Pferde müssen bei der Turnierpräsentation deutlicher geahndet werden.
• Es muss ein Diskurs geführt werden zwischen Richtern, Reitern und Ausbildern (runde Tische etc.) im Hinblick auf pferdegerechte Ausbildung und Präsentation.
Und er ergänzte mit Nachdruck: „Wir sind aber ebenso bereit, ungerechtfertigten Angriffen auf Reiter und Richter gegenüberzutreten!“
Mit einem bemerkenswerten Zitat sorgte Munk für einen weiteren ‚Aufrüttel-Moment‘!
„Es wird in letzter Zeit viel über die große Unzufriedenheit der Reiter und der öffentlichen Meinung mit dem Ergebnis von Dressurprüfungen geklagt und diese Tatsache einfach mit der Bemerkung abgetan, dass eben nur der Erste zufrieden sei und die Zuschauer nichts von der Beurteilung verstünden. … Ich gebe zu, dass es heute förmlich zur Modeerscheinung geworden ist, dass jeder Reiter, selbst der Anfänger, über die Richter loszieht, wenn er nicht den ersten Preis zuerkannt bekommt. Dies hat nicht allein in der heutigen Überschätzung der eigenen Leistungen seine Ursache, sondern – sprechen wir es nur ruhig aus – liegt vielfach darin, dass die Richter durch die häufigen Fehlurteile ihre Autorität eingebüßt haben.“
Das bemerkenswerte an diesem Zitat ist, dass es aus dem Jahr 1952 (!) stammt, aus einem Vortrag von Olympiamedaillengewinner und Ausbildergröße Alois Podhajsky.
Munk resümierte nach diesem Zitat: „Also: Dieses Problem ist nicht neu! Wir müssen uns bewusst sein: Wo nicht nachvollziehbare Richterurteile getroffen werden, riskieren wir, die Auffassungen der klassischen Reitlehre zu erschüttern und das notwendige gegenseitige Vertrauen von Ausbildern, Reitern und Richtern zu zerstören. Werden Richterurteile nachweislich vorsätzlich falsch getroffen, müssen wir eingreifen! “
Damit übernimmt Munk die Verantwortung, zumindest eine gehörige Teilverantwortung, für die Ausbildung von Pferden durch die Richter.
Die Regeln der Richtervereinigung seien, so Munk:
• Die eigenständige und persönliche fachliche Fortbildung eines jeden Richters ist eine Bringschuld an den Reitsport.
• Als Vereinigung sind wir nach wie vor bereit, etwa 70% unseres Budgets in die Aus- und Fortbildung unserer Turnierfachleute zu investieren.
• Wir fühlen uns der Weitergabe der überlieferten Grundsätze der klassischen Reitlehre verpflichtet. Diskussionen weichen wir nicht aus, wir suchen sie!
• Diskussionen in den sozialen Medien sind nicht unser Ziel!
• Auch setzen wir uns dafür ein, dass der Schulung der Reitlehre in allen Bereichen wieder größere Bedeutung eingeräumt wird.
• Mangelnde theoretische Kenntnisse bei Turnierfachleuten sind nicht akzeptabel.
„Also: es gibt viel zu tun: packen wir’s an!“
1950 wurde die DRV gegründet, ein Jahr nach der Gründung der Bundesrepublik. Reinhard Wendt, ehemaliger Geschäftsführer des DOKR, nahm die Anwesenden in seinem Vortrag mit durch die geschichtliche Entwicklung des DRV. Unter den Anwesenden waren auch FN-Präsident Prof. Dr. Martin Richenhagen sowie die FN-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler (Sport) und Dr. Klaus Miesner (Zucht). Auch das war ein Tenor des Festakts: FN, DOKR und die DRV wollen noch enger zusammenarbeiten.
Sehr klar wurde an diesem Abend: 75 Jahre DRV – und das Richteramt war nie ein leichtes, immer ein verantwortungsvolles! Sollte Munk, sollte die DRV es schaffen, die ausgesprochenen Zielsetzungen tatkräftig umzusetzen, es wäre ungeheuer bedeutungsvoll für den Pferdesport im Allgemeinen, den Dressursport im Speziellen.
Happy Birthday, DRV!