Der König in seinem Reich

Die beiden Doppel-Finalisten – Teil 1

Am 23. Juni hat sich DSP Sheldon Cooper, alias Shelly, mit 73,5 Prozent den Sieg in der Louisdor-Etappe auf dem Schafhof, Kronberg, gesichert. Damit ist er eins von zwei Pferden, die sich nach dem Nürnberger Burg-Pokal-Finale 2023 direkt fürs Louisdor-Finale 2024 qualifizieren konnten. Außerdem hat das noch Escolux unter dem Sattel von Thomas Wagner geschafft (Teil 2).

Heute werfen wir einen Blick auf ‚Shelly‘, seine Reise zum Louisdor-Finale und seine Ausbilderin Carina Harnisch.

Eine Runde durchs Gelände steht für ‘den König’ täglich auf dem Programm.

Nach der Louisdor-Qualifikation hatte DSP Sheldon Cooper (Z.: Enrico Schöbel, Bes.: Carina und Sebastian Harnisch) erst mal eine lange Pause. „Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass wir uns für das Finale qualifizieren“, gesteht Carina Harnisch lachend. „Danach war ich erst mal baff und habe mir dann einen Trainingsplan gemacht – damit er noch mehr Kraft bekommt und weiter reifen kann.“ Satte 21 Wochen später erst stand für den Finalisten der nächste Turnierstart an: in Ising, die Generalprobe für die Festhalle. „Shelly war sehr gut drauf und ziemlich ‚on Fire’“, erzählt die Baden-Württembergerin. „Am ersten Tag gelang uns außer der Schritttour und einer kleinen Unstimmigkeit alles sehr gut und wir konnten uns mit 73,86 Prozent ganz knapp den zweiten Platz in der Inter II sichern. In seinem ersten Kurz-GP konnte ich Shelly leider nicht die Ruhe geben, die er brauchte. Es war viel kaputt, was sehr sehr teuer war. Da mein geniales Pferd allerdings so viel Qualität hat und trotz allem auch so viele Höhepunkte hatte, konnten wir uns trotzdem einen siebten Platz mit knapp 70 Prozent sichern.“ Das bedeutete: eine weitere Finalqualifikation, dieses Mal für das Finale der Derby Stars von Morgen.

Louisdor-Sieg auf dem Schafhof – Finalticket für Frankfurt: DSP Sheldon Cooper und Carina Harnisch!
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Jetzt kommt aber erst mal Frankfurt! „Er war ja schon mal in Frankfurt, da mache ich mir nicht so große Gedanken, dass er in der Halle nicht zurechtkommen könnte“, ist die Ausbilderin entspannt. Erst Anfang dieses Jahres hatte Carina Harnisch mit Sheldon Cooper angefangen, Richtung Grand Prix zu trainieren. „Da habe ich mit etwas Handarbeit begonnen, aber das ist nicht so seins. Unter dem Sattel war immer alles besser. Das zieht sich wie ein roter Faden bei ihm durch.“ Von ihrem Pferd ermutigt ist sie im Mai mit dem Sezuan-Sohn in der ersten Inter A an den Start gegangen – und hat mit fast 72 Prozent gewonnen.

Insgesamt war der Neunjährige dieses Jahr auf vier Turnieren in sieben Prüfungen am Start, hat dreimal gewonnen, war dreimal Zweiter und einmal Siebter in seinem ersten erwähnten Kurz-Grand Prix!

Sabbatical für die Pferde

Carina Harnisch ist teilselbstständige Dressurausbilderin, den anderen Teil arbeitet sie bei Würth Elektronik, genießt aber gerade ein zehnmonatiges Sabbatical, um sich ganz den Pferden zu widmen. Im Reit- und Aktivstall Scheufler in Neuenstein hat die Profiausbilderin einige Boxen angemietet und hat ein hocherfolgreiches Jahr hinter sich. Neben allen Erfolgen mit Sheldon Cooper hat sie unter anderem mit dem achtjährigen Franziskus-Sohn Francis das iWest Dressur-Cup-Finale in Stuttgart gewonnen. „Ich glaube, ich bekomme es ganz gut hin, dass ich jedem Pferd sein eigenes Reich lasse“, erklärt sie. „Sheldon Cooper und Francis sind beispielsweise völlig verschiedene Pferde und ich versuche, bei jedem die Stärken herauszureiten. Sheldon Cooper reißt sich jetzt für mich ein Bein aus, das war nicht immer so, er musste mich erst als ‚leader‘ akzeptieren und mir vertrauen. Und bei ihm geht nichts mit Druck, gar nichts. Francis ist nicht so bewegungsstark wie Shelly, aber er lernt sehr schnell und macht eigentlich keine Fehler.“ Mit allen Pferden gehe sie außerdem viel ins Gelände. „Ich bin schon von Kollegen gefragt worden, ob ich eigentlich nur ausreite“, lacht sie. „Weil ich auf Insta immer nur Videos aus dem Gelände poste. Aber gerade Shelly braucht das. Er geht jeden Tag ins Gelände, auch wenn nicht so tolles Wetter ist, immer aufs Paddock und auch auf die Koppel. Sheldon ist einfach der König in seinem Reich.“

In der Festhalle wird sich am vierten Adventswochenende zeigen, ob er auch der König der deutschen Grand Prix-Nachwuchspferde ist…