“Das KRIBBELN bleibt!”

Der Montag davor – vor dem CHIO Aachen. Alles Mögliche geht einem, mir, durch den Kopf. Wieviele Reiter sind heute zum ersten Mal in Aachen angereist und gehen zum ersten Mal im Aachener Dressurstadion an den Start?

Sie sind auch in diesem Jahr wieder dabei: Franziskus und Ingrid Klimke (Foto: CHIO Aachen 2022/Arnd Bronkhorst)

Eine Premiere wird der CHIO Aachen auf jeden Fall für den in Düsseldorf aufgewachsenen Marcus Orlob. Der 42-Jährige hat eine Bereiterlehre im Stall von Johan Zagers absolviert und ist in den Schulferien häufig bei Reitmeister Hubertus Schmidt geritten. „Dann habe ich meine Bereiterprüfung in Warendorf gemacht und mich dort zufällig mit einem amerikanischen Mädchen unterhalten.“ Orlob grinst und ergänzt: „Wir haben geheiratet und ich bin vor 16 Jahren in die USA gegangen.“ In den USA war er als Trainer von Alice Tarjan tätig und hat sie auf ihrer Stute Jane trainiert. Tarjan merkte, dass die Stute für sie ‘etwas zu stark’ sei und fragte Anfang März dieses Jahres Orlob, ob er Lust habe, es zu versuchen: Den Sprung ins Olympia-Team. “Da habe ich natürlich gesagt, dass das niemals klappen kann. Ich hatte drei Wochen Zeit bis zu unserem ersten CDI.“ Am 28. März ging das neue Paar erstmals in einem internationalen Grand Prix in Wellington an den Start. Ihr Ergebnis: 64,478 Prozent. Drei Monate und vier Turniere später gewannen die beiden auf dem Schafhof sowohl den Grand Prix als auch den Special mit 73 bzw. 75 Prozent. Ihre Aufstellung für das olympische Team scheint fast festzustehen, Aachen wird es entscheiden. Übrigens: Orlob ist im Februar und März 2019 auf Royal Touch drei Turniere auf internationalem Grand Prix-Niveau geritten – vorher und nachher war er bei keinem internationalen Grand Prix am Start, bis zum 28.3.2024. Und jetzt winkt Paris!

Eine verrückte Geschichte. Wie viele solcher verrückten Geschichten stecken hinter den Aachen-Reitern, die man nicht ahnt? Wie viele vielleicht auch tragische, schwierige, wundersame Geschichten, die man nicht kennt? Wie viele reisen mit olympischen Hoffnungen nach Aachen und werden enttäuscht nach Hause fahren? Andere stolz strahlend, weil sie ihr Olympia-Ticket in der Tasche haben? Es steckt so immens viel in diesen sechs bis sieben Minuten im Aachener Viereck.

Dabei ist es egal, ob man es schon viele viele Male erlebt hat – Isabell Werth war beispielsweise das erste Mal 1989 in Aachen am Start, damals mit Fabienne und Weingart – das KRIBBELN bleibt.

Und auch wenn man ‘nur’ auf den Zuschauerrängen oder am Mikrofon sitzt – Aachen bleibt Aachen! Ich darf Aachen tatsächlich schon seit einem Vierteljahrhundert journalistisch und seit zehn Jahren auch als Kommentatorin erleben – und ich kann bestätigen: das KRIBBELN bleibt!

Ich hoffe, Sie sind ebenso gespannt auf die nächsten Tage und freuen sich auf herrlichen Dressursport.

Ihre/Eure

Kim Kreling

Ab Mittwoch ist dressursport.kim live vor Ort 🙂