Lyon, der Weltcup und ein spezieller Gedanke
Lyon ruft zur Weltcup-Etappe, vier deutsche Paare reisen an – auch Mannschaftsweltmeisterin Fabienne Müller-Lütkemeier und zwar nicht ‘nur’ um Weltcup-Punkte zu sammeln!
950 Kilometer Anreise, ein enormer organisatorischer und finanzieller Aufwand und Zuhause ein Betrieb und die Familie, die einen vermisst. Fabienne Müller-Lütkemeier ist zusammen mit ihrer Mutter Gina Capellmann, Pflegerin Lisa und dem 13-jährigen Vitalis-Sohn Valesco per Lkw zur Weltcup-Etappe nach Lyon unterwegs. Natürlich um Weltcup-Punkte zu sammeln, aber auch mit einem weiteren Gedanken im Hinterkopf…
Die Mannschafts-Weltmeisterin ist bekennender Weltcup-Fan. „Ich war schon einige Male mit D’Agostino in Lyon. Da ist immer tolle Atmosphäre, das Turnier ist wahnsinnig groß und super organisiert. Ich bin immer gerne dahin gefahren und freue mich, dass es dieses Jahr wieder so weit ist.“ 2014 bis 2017 war sie jedes Jahr in Lyon zum Weltcup, seither in diesem Jahr das erste Mal wieder. Ende August, Anfang September war die Grand Prix-Ausbilderin mit Valesco bereits bei der polnischen Weltcup-Etappe in Wierzbna am Start und hat dort erste Weltcup-Punkte gesammelt. In diesem Winter hat sie den Weltcup nicht nur in einzelnen Etappen auf dem Programm, sondern wieder als Serie ins Auge gefasst.
Gestern hat ‚Fabi’ Müller-Lütkemeier ihren 35. Geburtstag gefeiert, Lyon und ihr Geburtstag liegen meist dicht beieinander. „Ich habe meinen Geburtstag auch schon mal im Lkw bei der Anreise nach Lyon gefeiert“, erinnert sich die zweifache Mutter lachend.
Zusammengefasst: Lyon ist ein riesiger Aufwand – warum macht sie das?
„Der Weltcup ist ein schöner roter Faden in der Hallensaison“, erklärt Müller-Lütkemeier. „Es sind tolle Turniere und ich bin immer schon sehr gerne Weltcup geritten. Wenn man sich für den Weltcup entschließt, dann weiß man, dass man ein bisschen fahren muss. Das muss man in Kauf nehmen. Aber dafür hat man erstklassige Bedingungen und eigentlich immer tolle Stimmung.“
Der Gedanke im Hinterkopf
Aber Fabienne Müller-Lütkemeier hat auch noch ganz andere Gedanken:
„Im Moment habe ich, wann immer ich zum Turnier losfahre, auch im Hinterkopf, dass ich positive Werbung für unseren Sport machen möchte.
Ich glaube, dass der Weltcup mit seiner Stimmung, mit der Art wie sich die Menschen für unseren Sport begeistern, für die Kür, die Musik und den Tanz mit den Pferden – das sucht seinesgleichen, auch im Vergleich mit anderen Sportarten. Diese elektrisierende Spannung, das Knistern in der Luft, wenn man einreitet, absolute Stille und Konzentration und dann – nach einer hoffentlich gelungenen Prüfung – das Mitgehen der Menschen. Das ist Wahnsinn! Und es macht als Reiter natürlich auch viel Spaß, vor Publikum zu reiten, die Feuer und Flamme für unseren Sport sind. Natürlich habe ich, wie jeder andere Reiter, auch Respekt davor, dass man in der aktuellen Situation immer beobachtet wird und das Gefühl hat, man muss sich für alles mögliche rechtfertigen. Aber man muss sich auch mal bewusst machen, was rund um so eine Prüfung alles passiert. Wie wir uns um unsere Pferde kümmern, wie viel Zeit wir mit ihnen verbringen, was wir alles tun, damit sie sich wohl fühlen. Es gibt sehr viele Menschen auf der Welt, denen es mit Sicherheit schlechter geht. Wir gucken, wie viel Grad es ist und entscheiden immer wieder neu, welche Decke gerade passt. Wir ernähren unsere Pferde genau abgestimmt und ausgewogen. Wir beobachten, wie sie wann ‚aus der Wäsche‘ gucken, um immer wieder zu prüfen: Wie geht es ihnen? Das ist etwas, was man bei Menschen weit weniger macht. Wenn es einem Menschen nicht gut geht, kann, muss er ein Stück weit selbst dafür sorgen, dass es wieder besser wird. Bei den Pferden übernehmen wir die gesamte Verantwortung.
Man gibt alles, damit die Pferde glücklich sind!“
Lyon – diese Weltcup-Etappe ist seit 2016 fest in deutscher Reiterhand. Die ersten fünf Jahre, von 2016 bis 2021 (2020 ist wegen Corona ausgefallen), hat Isabell Werth jedes Jahr die Weltcup-Kür in Lyon dominiert: 2016 mit Weihegold OLD, dann dreimal hintereinander mit Emilio und 2021 wieder mit Weihegold. Aber Werth kennt Lyon schon viel länger, nicht erst seit dem Beginn ihrer Siegesserie 2016. 2008 war sie dort bereits mit First Class am Start, allerdings damals noch nicht als Weltcup-Etappe, 2010 haben Werth und Warum Nicht in Lyon bereits den Weltcup dominiert. 2022 haben sich Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB den Sieg in Lyon gesichert, 2023 hieß der Lyon-Sieger Frederic Wandres, er saß dabei im Sattel seines diesjährigen Olympiapartners Bluetooth OLD.
Die diesjährigen Lyon-Starter aus deutscher Sicht:
•Fabienne Müller-Lütkemeier mit Valesco
•Sönke Rothenberger mit Fendi
•Dorothee Schneider mit Dayman
•Isabell Werth mit DSP Quantaz
Insgesamt haben 16 Reiter aus acht Nationen ihre Nennungen abgegeben, darunter auch die Finalsieger von diesem Jahr, Patrik Kittel und Touchdown.
Der Grand Prix beginnt in Lyon am Donnerstag, 31.10., um 8.30 Uhr, die Kür am Freitag um 16.10 Uhr.