Isabell Werth und Emilio: genialer 55.!

Normalerweise ist Isabell Werth nicht der Typ für Zahlen und Statistiken, aber diese Zahl mache sie schon stolz, erklärt sie. Mit dem 17-jährigen Emilio hat sie heute in Stuttgart den Grand Prix der Weltcup-Tour gewonnen. Es war sein 55. Sieg auf internationalem Grand Prix-Parkett – eine Zahl, die beeindruckt.
Raphael Netz hat einen deutlich verbesserten Great Escape Camelot präsentiert. Reifer, runder und mehr durch den Körper arbeitend. Es wurde für das junge Paar heute Platz fünf mit 72,587 Prozent.
Bianca Nowag-Aulenbrock und Florine erhielten 71,435 und Fabienne Müller-Lütkemeier und Valencia 70,587 Prozent. Damit reihten sich die beiden auf den Plätzen neun und zwölf ein und sind morgen in der Weltcup-Kür dabei. Knapp um einen Platz (16) aus den Kür-Qualifizierten gerutscht sind die Weltcup-Neulinge Helen Erbe und Carlos. Bei der ersten Piaffe widersetzte sich Carlos recht deutlich und kam auch danach in der Prüfung nicht ganz so im lockeren Vorwärts zum Strahlen wie man ihn schon erlebt hat. „Ich bin trotzdem zufrieden“, resümierte Helen. „Carlos hat im Viereck ganz leicht gestöhnt, dann weiß ich schon, das er innerlich etwas angespannt ist. Er ist dann eher der Typ, der sich innerlich duckt. Das war natürlich schade, gerade die Piaffen klappen Zuhause schon so super inzwischen. Aber ich freue mich einfach, dass ich hier an den Start gehen durfte.“

55 internationale Siege  innerhalb von acht Jahren Spitzensport. „Diese Zahl macht mich stolz”, gibt Isabell Werth fröhlich zu, “weil sie meine tiefe Überzeugung unterstreicht, die ich immer erzähle. Meine Überzeugung, dass guter Dressurspitzensport einhergeht mit guter Gymnastizierung und gute Gymnastizierung bedeutet, dass es eine Erhaltungsmaßnahme für Körper und Geist ist – beim Pferd wie beim Menschen.“
2015 war der Ehrenpreis-Sohn Emilio, im Besitz von Madeleine Winter-Schulze und gezogen von Heinrich und Wilhelm Strunk, bei seinem ersten internationalen Grand Prix in Perl am Start und siegte mit 75,440 Prozent. Schon seinen zweiten internationalen Grand Prix-Auftritt feierte er in der Schleyerhalle und siegte wieder, dieses Mal mit 75,620 Prozent. Seitdem hat sich Emilio auf hohem, stabilem Niveau durch die internationale Grand Prix-Welt gepunktet. Zu den 55 erwähnten Siegen kommen 24 zweite und fünf dritte Plätze, insgesamt macht das 74 internationale Top Drei Platzierungen auf Grand Prix-Niveau! Diese Bilanz gewinnt weiter an Eindruck, wenn man bedenkt: Emilio ist insgesamt in den gut acht Jahren bei insgesamt ‘nur’ 91 internationalen Grand Prix-Prüfungen am Start gewesen und nicht jedes zweite Wochenende von Turnier zu Turnier gezogen.
74 x Top Drei von 91 – das ist sehr speziell!
Zudem: Bei all diesen Erfolgen lag er – mit einer Ausnahme – immer über 74 Prozent.

Zum Grand Prix heute erzählt Werth…

Schon vor seinem Start sei Emilio wirklich ‚an‘ gewesen. “Er ist so sportiv und gut drauf. Er ist körperlich und im Geist in einer top Verfassung und leistungsorientiert – das kann man wirklich sagen.“ In der ersten Minute der Prüfung habe sie sein ‚An-Sein‘ noch gemerkt. „Beim ersten Halten habe ich so lange gewartet bis er stand, den ersten starken Trab bin ich mit moderatem Risiko angegangen und in der Traversale wollte er schon früher als ich wieder nach links rüber – die sind ja schlau, die wissen ja, was kommt – aber ich wollte noch einen halben Meter weiter nach rechts an den Punkt ran traversieren. Da kam von ihm mal kurz die Widerrede“, lacht Werth. „Das ist so ein Charakterpferd.“ Ab dann floss die Prüfung. „Alles, was danach kam, war wirklich extrem routiniert, souverän, sicher und würdig. Die Galopp-Tour insgesamt sehr präzise und die Anlehnung war super heute.“
Vor Stuttgart hatte sie von Wehmut gesprochen, weil es das letzte Mal Stuttgart für Emilio sein wird, nach diesem Grand Prix gibt es bei Isabell Werth nur noch ein Gefühl vor der Kür morgen: „Ich freue mich einfach. Ich bin so stolz heute, dass er das so souverän gemacht hat. Mega! Er liebt die Kür und wenn er in dem Hexenkessel nicht zu heiß wird morgen, ist alles gut.“

HIER geht es zu den genauen Ergebnissen aus Stuttgart