Die perfekte Aufgabe – mit Klippen
Sie ist nicht einfach, sehr aussagekräftig und sie hat eine sehr bedeutsame letzte Linie –Cheftrainerin Monica Theodorescu analysiert die Aufgabe des Nürnberger Burg-Pokals.
Die beiden ersten Stationen des Burg-Pokals 2025 Hagen und Mannheim waren schon, weiter geht es in gut zwei Wochen mit der Station München. Und geritten wird immer dieselbe Aufgabe. Diese Aufgabe wurde vor 34 Jahren von Dr. Reiner Klimke und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Nürnberger Versicherung, Hans-Peter Schmidt, entworfen und ist bis heute die „perfekte Aufgabe“ für die sieben- bis neunjährigen Nachwuchspferde, so Theodorescu.
Die Aufgabenanalyse mit Cheftrainerin Monica Theodorescu:

Cheftrainerin Monica Theodorescu (© EQWO, Petra Kerschbaum)
dressursport.kim: Der St. Georg Special, die Aufgabe des Nürnberger Burg-Pokals – ist sie nach mehr als drei Jahrzehnten veraltet und überholt oder immer noch aktuell?
Monica Theodorescu: Diese Aufgabe ist als Finalaufgabe konzipiert worden – relativ kurz, mit Klippen, technischen Schwierigkeiten, aber auch so, dass die Grundgangarten trotzdem sehr gut zur Geltung kommen können. Das alles bringt diese Aufgabe mit und deshalb ist sie auch jetzt immer noch passend und aktuell: technisch anspruchsvoll für junge Pferde, aber auch mit genügend großen Linien, auf denen die Pferde immer wieder vorwärts gehen dürfen.
dressursport.kim: Lass uns noch tiefer einsteigen – die Trabtour ist recht kurz. Die Traversalen wurden Ende der 90iger Jahr mit Koeffizienten versehen, um ihr etwas mehr Gewicht zu geben. Das ist übrigens bis heute die einzige Änderung des Originals…
Monica Theodorescu: Bleiben wir gleich bei den doppelten halben Traversalen – das ist nicht sehr schwer, vom Versammlungsgrad noch nicht zu anspruchsvoll, aber dabei wird auch Wert auf die Trabbewegung und die Schwungentfaltung gelegt. Durch den Richtungswechsel kann man zudem gut die ausbalancierte Geraderichtung überprüfen. Und noch ein Beispiel: Beim starken Trab geht es in der Notengebung nicht nur um die Verstärkung, sondern auch um die Übergänge, die Rückführung in den versammelten Trab.
dressursport.kim: Dann kommt die Schritt-Tour…
Monica Theodorescu: Sie beginnt mit einer großen Linie im starken Schritt. Direkt ab A, Mitte der kurzen Seite, wird der starke Schritt abgefragt. Das bedeutet – auch durch eine Wendung hindurch und über die Diagonale. Da kann man wirklich ganz klar sehen, ob ein Pferd klar im Takt und ausbalanciert ist und dann auch zum Schreiten kommt. Schon der Übergang bei A vom versammelten Trab zum starken Schritt ist nicht einfach. Auch das dient der Grundlagenüberprüfung.
dressursport.kim: Für viele folgt nach dem Schritt die größte Herausforderung: der Galoppteil der Aufgabe…
Monica Theodorescu: Das ist technisch wirklich schwer – erst die Schritt-Pirouetten vor den Richtern und dann das rechts Angaloppieren, sofort gefolgt von einer engen Wendung bei H Richtung kurze Seite und dann direkt zu den halben Galopp-Pirouetten. Das ist für junge Pferde nicht einfach, weil es gleich in die Versammlung geht. Auf der anderen Seite nutzt die enge Wendung bei H der Versammlung. Man kann damit das Pferd schon auf die Pirouetten vorbereiten. Jede Wendung hat ihren Sinn in dieser Aufgabe. Dann kommt der Außengalopp – da wird noch einmal die Versammlung und die Taktreinheit überprüft, bei C folgt der fliegende Wechsel und dann hat das Pferd eine lange Seite Mittelgalopp, um sich zu entfalten, groß zu galoppieren, zu atmen und Raum zu gewinnen. Und auch im Galopp haben wir lange Linien – die doppelte halbe Traversale, Viererwechsel, Dreierwechsel, starker Galopp, alles schön im Vorwärts.
dressursport.kim: Die letzte Mittellinie – ein sehr spezieller Abschluss?
Monica Theodorescu: Ja genau, da entscheidet sich häufig die Prüfung. Das ist wirklich noch mal eine Durchlässigkeits- und Vertrauensüberprüfung: Ob das Pferd ruhig steht, ob es nicht überanstrengt wurde durch die recht schwere Galopp-Tour, ob es im Stehen einen Moment ruhig wartet und dann durchlässig vier Tritte diagonal und gerade rückwärts tritt, dabei schön in der Anlehnung und die Rückentätigkeit erhalten bleibt. Und dann kommt noch das Antreten in den Mitteltrab hinzu mit der ganzen Parade vor den Richtern. Wird die Parade eher eine ‚Vollbremsung‘ oder ein vertrauensvoller weicher Übergang zum geschlossenen Halten.
Es ist eine sehr komplette Aufgabe. Nach der Trabtour sind einige bei 77 oder 78 Prozent, aber dann geht es erst richtig los. Es kommt auf das korrekte Reiten an und dass die Pferde korrekt ausgebildet sind.
dressursport.kim: Beim Finale in Frankfurt bekommt diese Aufgabe noch mal einen anderen Stellenwert…?
Monica Theodorescu: In Frankfurt ist jedes Mal das Knistern in der Halle zu spüren, gerade mit den jungen Pferden und weil diese Prüfung in jedem Jahr eine sehr hohe Aufmerksamkeit bekommt. Viele Zuschauer reisen für dieses Finale in Frankfurt an. Das ist beeindruckend, aber das beeindruckt auch die Pferde (lacht), die gesamte Kulisse und Atmosphäre. Es liegt ein Knistern in der Luft, das auch die Richter spüren, die in Frankfurt sehr nah dran sitzen und auch immer auf die Top-Nachwuchspferde gespannt sind. Das alles hat wirklichen Finalcharakter und dafür ist diese Aufgabe genau richtig. Bei mir kommt auch nach all den Jahren gar kein Gedanke auf, diese Aufgabe zu verändern. Für diese Altersklasse ist es die perfekte Aufgabe.