Eine besondere Geschichte…

Dr. Annabel Frenzen hat Medizin studiert, Chirurgie fasziniert sie. Sie hat ihre Doktorarbeit geschrieben und am Krankenhaus gearbeitet. Aber vor gut drei Jahren hat sie sich – zumindest vorübergehend – anders entschlossen: zu 100 Prozent für die Pferde und die Nummer eins im Stall, SilberStern, dürfte daran nicht ganz unschuldig sein.

Annabel und SilberStern – eine besondere Geschichte…

Annabel und SilberStern

Am vergangenen Wochenende hat Annabel Frenzen ein dickes Ausrufezeichen in Münster hinterlassen: Sieg im Grand Prix mit 74,220 Prozent, Platz drei im Special – trotz Fehlern in den Serienwechseln – mit 73,588 Prozent. Die Messehalle Nord in der Halle Münsterland, in der der Grand Prix geritten wurde, ist nicht einfach, drumherum ist ganz schön was los. Deshalb hatte die 33-Jährige zunächst überlegt, ob sie überhaupt mit SilberStern, kurz ‚Stern‘, dort an den Start gehen solle oder nicht, denn sie weiß: „Stern ist wirklich sensibel!“ Und das weiß keiner besser als sie, denn sie kennt ihn tatsächlich von dem Moment der Geburt an.

Erfolgsteam total: Dr. Annabel Frenzen, Vater Achim und die Nummer eins im Stall, SilberStern.

„Wir haben Stern selbst gezogen und ich war tatsächlich bei der Geburt dabei“, erzählt Annabel. „Er war von Anfang an etwas Besonderes!“ Schon als Fohlen habe er diese herrliche Ausstrahlung gehabt, die Bergauftendenz. „Er war immer besonders, aber auch immer so ein bisschen speziell. Er hat Talent für alles, ist unheimlich schlau und hat alles immer super schnell gelernt. Aber manchmal hat er praktisch ‚zu viel‘ gemacht und dann fast Angst vor sich selbst bekommen, wenn er es noch nicht umsetzen konnte.“ Wenn es bei ihm ‚klick‘ gemacht habe, ab dann sei alles gut gewesen.

 

SilberStern – schon als Fohlen ein Hingucker! (©Mirka Nikens)

Angeritten wurde der Silbermond-Sohn von der Bereiterin im Stall Frenzen, aber schon kurz danach, Mitte vierjährig, hat Annabel ihn übernommen. „Er war am Anfang nicht ganz einfach“, blickt Annabel zurück. „Mein Vater hat mal gesagt: Ich glaube, es ist das beste Pferd, was wir je hatten! Aber er hat auch mal ganz kurz darüber nachgedacht, ihn zu verkaufen, weil er schon wirklich speziell war. Schnelle Haken konnte er gut, aber er war nie böse – einfach nur sehr wach!“

Fünfjährig hat SilberStern sein erstes Turnier bestritten: eine Dressurpferde-A und hat sie gewonnen. „Beim nächsten Start war es eine Dressurpferde-L. Er ist wirklich super gegangen und fast am Ende der Aufgabe hat er irgendwas gesehen und ist mir bei C aus dem Viereck gesprungen. Die Richter haben damals kommentiert: ‚Der Sieger hat jetzt leider das Viereck verlassen‘“, schmunzelt Annabel.

Ab fünfjährig hat SilberStern sich Schritt für Schritt bewiesen: fünf- und sechsjährig war er beim Bundeschampionat jeweils unter den Finalisten, siebenjährig war er bei der WM der jungen Pferde und im Finale des Nürnberger Burg-Pokals, zehnjährig ging er mit den besten Grand Prix-Nachwuchspferden Deutschlands im Finale des Louisdor-Preises an den Start. Seinen ersten langen Grand Prix ging der Ausdrucksvolle im November 2021 in Troisdorf und gewann. Seither hat er zehn Siege auf Drei-Sterne-Niveau gesammelt – eine stolze Bilanz!

Annabel stammt aus einer Pferdefamilie seit vier Generationen, ist lange auf der familieneigenen Anlage in Krefeld unter der Obhut von Vater Achim und Mutter Beate geritten. „Vor drei Jahren bin ich jetzt nach Hagen zu meinem Lebensgefährten Christoph Hassenbürger gezogen, seitdem habe ich mich ganz der Reiterei verschrieben.“ Den weißen Arztkittel hat sie aktuell in den Schrank gehängt.

Annabel mit Lebensgefährte Christoph Hassenbürger, im Mittelpunkt: SilberStern.

Familie Hassenbürger hat eine private Reitanlage, acht bis neun Pferde hat Annabel dort stehen. „Ich habe mir eine ganz schöne Truppe von Pferden zusammengesucht“, strahlt sie förmlich. „Ein paar eigene, ein paar Berittpferde und es macht wahnsinnig viel Spaß.“ Die Brüder Hassenbürger sind im Springsport aktiv, Schwester Carlotta im Dressurviereck und alle arbeiten als Team zusammen. „Wenn ich auf einem Turnier unterwegs bin, dann reitet Carlotta von mir auch mal ein paar Pferde mit. Das klappt prima.“

Dienstags kommt Vater Frenzen aus Krefeld angefahren und trainiert mit seiner Tochter – wie von Beginn an. „Das ist super und ich bin total dankbar, dass mein Vater so einen Spaß an mir und meinen Pferden hat, dass er das weiterhin macht, obwohl es ja schon ein bisschen Fahrerei bedeutet.“

Unvergessen ist Cristobal, mit dem Annabel etliche Erfolge bis hin zu EM-Teamgold als Junge Reiterin gesammelt hat. Was damals wie heute immer ein Markenzeichen von Annabel war: der sehr geschmeidige Sitz, die harmonische Art mit dem Pferd. Und sie möchte weiter an sich feilen: „Ich würde gerne mit SilberStern noch feiner in der Kommunikation werden, noch harmonischer und ich weiß, dass ich noch ganz viel von ihm lernen kann. Ich glaube, ich hatte noch kein Pferd…“, und schnell schiebt sie ein: „An Cristobal kommt natürlich keiner ran! …noch kein Pferd, das so sensibel ist wie Stern. Er liegt ein bisschen zwischen Genie und Wahnsinn und hat mich schon einige Male reiterlich auf die Probe gestellt. Auch deswegen habe ich schon so viel von ihm gelernt und hoffe, dass das noch weiter geht.“ Sechs Pferde hat Annabel schon bis zur Grand Prix-Reife ausgebildet. „Und ich hoffe, da kommen noch einige hinzu“, lacht sie. „Ich habe wirklich tolle Pferde zum Reiten und wenn irgendwo noch ein Knaller auftaucht – sehr gerne. Gute Pferde hat man nie genug.“

Ob und, wenn ja, wann sie eventuell den weißen Kittel noch mal aus dem Schrank holt, weiß sie noch nicht. „Aber jetzt genieße ich es genauso wie es ist – mit den Pferden.“