… ‘in einen Sack gestopft’

Das war ein verdammt gutes Wochenende für den deutschen Dressursport: die Top Drei bei der Weltcup-Etappe In Basel durch Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth und Matthias Rath, hinzu kam Sönke Rothenberger mit Ü79 Prozent auf Platz fünf. Doppelsieg beim Weltcup in Wellington für die U25-Europameisterin Felicitas Hendricks in Grand Prix und Weltcup-Kür. Eine richtig toll besetzte Special-Tour in Münster mit einem Damen-Trio, das Spaß macht: Helen Erbe, Dr. Svenja Kämper-Meyer und Dr. Annabel Frenzen. Ein sehr interessantes Finale der Derby Stars von Morgen mit dem elfjährigen Sieger Ivar unter Charlotte-Maria Schürmann, dem ebenfalls elfjährigen Discover unter Benjamin Werndl auf Platz zwei und Louisdor-Finalist Springbank unter Yara Reichert auf Platz drei. Mit Reitmeisterin Ingrid Klimke, die auf SAP Freudentänzer den Kurz-Grand Prix, Qualifikation für die Kür, mit Ü73 Prozent gewonnen hat und mit der 22-jährigen Luca Sophia Collin, die auf ihrem erfahrenen Fuhur die Kür mit mehr als 77 Prozent gewann.

Viele Namen, große Erfolge, aber wer sich mal die Zeit nehmen möchte und die Ritte nacheinander noch einmal in Ruhe im Internet verfolgt, wird vor allen Dingen sehen: Es wurde sehr gut geritten! Harmonisch, mit losgelassenen Pferden und feiner Kommunikation.

Dieses Wochenende macht – neben der Freude, diese Ritte beobachten zu dürfen – einmal mehr richtig sauer. Immer und immer wieder steht der Grand Prix-Sport heftig in der Kritik, undifferenziert werden Dressureiter ‘in einen Sack’ gestopft und ‘draufgehauen’. Ich brauche aktuell kein Beispiel zu nennen, um deutlich zu machen, dass es natürlich auch Grund dazu geben kann. Aber die Verallgemeinerung, oft ohne Fachwissen, ist nervtötend. Und ich frage mich: Warum ist die Kritiksucht in der Dressur so groß? Es gibt andere Pferdesportdisziplin, bei denen nahezu nie hinter die Kulissen geguckt wird – das ist schade. Und natürlich ist es ‘effektvoller’, die Großen des Sports zu kritisieren, aber der Besuch einer ländlichen A-, L- oder M-Dressur kann manchmal wirklich ernüchternd sein, ebenso wie das Beobachten von Basis-Reitstunden in der Reithalle nebenan.

Statt Zentimeter zu messen, wenn es um ‘an’ oder ‘kurz hinter’ der Senkrechten geht, wäre es manchmal viel wichtiger, diese Energie in Aufklärungsarbeit in die Basis zu stecken.

Ihre/Eure

Kim Kreling