“Wir sind nicht in der Rubrik ‚Pferdesport‘ anzusiedeln.”
Seit Wochen und Monaten schlagen die Wogen hoch: das Thema ‚Hobby Horsing‘ ist zum Brennpunkt in der Pferdeszene geworden. Die einen sagen, es ist die perfekte Hinführung zum Pferd, die anderen halten dagegen, dass genau das Pferd keine Rolle spielt. Hubertus Schmidt hatte hier bei dressursport.kim zur Differenzierung und Vorsicht aufgerufen (s. Interview vom 23. November HIER). Aber was sagen eigentlich die Hobby Horser selbst zu den Diskussionen?
Im Gespräch mit der Geschäftsführerin der Geschäftsstelle des Deutschen Hobby Horsing Verbands, Kathrin Möller.
dressursport.kim: Frau Möller, die Pferdesportszene diskutiert heftig – ist Hobby Horsing eine sinnvolle Hinführung zum Pferdesport oder nicht? Was sagen Sie dazu?
Kathrin Möller: Wir wollen in erster Linie keine Hinführung zum Pferdesport sein. Dass Hobby Horsing auch als Hinführung zum Pferdesport betrieben werden kann, ist das eine, aber in erster Linie sind wir eine eigenständige Sportart. Wir sind nicht in der Rubrik ‚Pferdesport‘ anzusiedeln, wir sind in der Rubrik ‚Sport‘ anzusiedeln. In der ganzen Diskussion innerhalb der Pferdeszene stört mich, dass vorausgesetzt wird, das Hobby Horsing nur unter das Dach des Reitsports gesteckt werden kann oder möchte, ohne überhaupt mal die Hobby Horse-Community zu fragen.
dressursport.kim: Das bedeutet, die Hobby Horser wollen gar nicht in Verbindung mit dem Reitsport auftreten?
Kathrin Möller: Wir haben vor etwa drei Jahren die Zusammenarbeit mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung gesucht, damals bestand kein Interesse. Inzwischen fühlt es sich sogar komisch an, wenn Reitsportveranstaltungen und Hobby Horsing kombiniert werden. Es sollten beide Sportarten für sich stehen, dann haben beide mehr davon. Wir versuchen beim Hobby Horsing, unsere Kids stark und selbstbewusst zu machen, sie sollten auf den Reitsportveranstaltungen nicht belächelt werden. Da erhoffe ich beiderseitige Toleranz. Der Pferdesport ist im Spitzensport elitär, Hobby Horsing ist sehr bodenständig. Es ist eine Sportart für sich.
dressursport.kim: Die Hinführung zum Pferdesport ist also nur ein ‚Beiwerk‘, was macht Hobby Horsing eigentlich aus?
Kathrin Möller: Die Bewegung und die Kreativität. Hobby Horser bewegen sich, das ist doch wunderbar. Und sie sind ungemein kreativ, weil sie sehr oft ihre Steckenpferde selbst basteln oder nähen, mit Trensen und Kandaren und allem, was dazugehört. Außerdem beobachte ich bei meinem Team, ich bin selbst Hobby Horsing Trainerin, wie sehr es die Teamfähigkeit fördert. Das ist unglaublich, wie sich Hobby Horser beispielsweise beim Mächtigkeitsspringen gegenseitig anfeuern. Inzwischen gibt es sogar schon Gruppen von Erwachsenen, die Hobby Horsing betreiben. Ich finde es großartig, wenn Menschen sich bewegen, kreativ sind und dann auch noch gemeinsam. Und glauben Sie mir: viele Hobby Horser haben gar kein Interesse, reiten zu gehen. Für uns als Deutscher Hobby Horsing-Verband ist wichtig, dass alle Kinder und Jugendlichen, die Spaß an Bewegung haben und sich in einem Team wohl fühlen, unseren Sport betreiben können – ohne sich für oder gegen den Reitsport oder irgendeinen anderen Sport entscheiden zu müssen.