Ungeplante Weltcup-Premiere – “Das ist der Hammer!”

2023 – eine Premiere jagt die andere: Das erste Mal U25-DM, das erste Mal U25-EM (mit Doppelgold zurückgekommen), der erste Start beim Finale des Piaff-Förderpreises und jetzt am Wochenende auch noch der erste Start bei einem Weltcup-Turnier und das alles innerhalb von knapp fünf Monaten! Die 23-jährige Felicitas Hendricks schwimmt mit ihrem zwölfjährigen Drombusch ‚Drömmel‘ in außergewöhnlichem Erfolgs-Flow und bleibt dabei wunderbar geerdet.

dressursport.kim: Das Jahr 2023 ist ein unglaubliches für Dich. Du reitest von Premiere zu Premiere und Erfolg zu Erfolg – wird Dir manchmal vielleicht sogar ein bisschen bange vor allem, was schon passiert ist und was jetzt von Dir erwartet werden könnte?
Felicitas Hendricks: Nö, eigentlich überhaupt nicht. Ich finde es einfach total toll und ich weiß, dass das Jahr schwierig zu toppen wird, aber damit mache ich mir überhaupt keinen Stress. Ich weiß ja, dass es im Reitsport immer auf und ab geht, deswegen genieße ich das jetzt umso mehr. Das ‚Ab‘ kann immer wieder schnell genug kommen.

dressursport.kim: In Herning am kommenden Wochenende gehst Du das erste Mal bei einem Weltcup-Turnier an den Start – wie fühlt sich das an?
Felicitas Hendricks: Das ist der Hammer! Und es war gar nicht so geplant. Ich wollte vor dem Piaff-Förderpreis-Finale in Stuttgart noch einmal als Vorbereitung Große Tour reiten. Christoph (Christoph Koschel, ihr Onkel und Trainer) sagte, dass Herning sehr schön sei und dass es dort neben dem Weltcup auch eine Drei-Sterne-Tour gebe. Prima – also hat er Monica (Bundestrainerin Monica Theodorescu) angerufen und gefragt, ob ich da reiten könne. Und Monica hat vorgeschlagen, dass ich aber auch bei der Weltcup an den Start gehen könne. Da habe ich natürlich nicht ‚nein‘ gesagt, dass lässt man sich nicht zweimal sagen (lacht). Das ist ja eine große Ehre!

dressursport.kim: Der ein oder andere würde vielleicht doch ‚nein‘ sagen, angesichts der Tatsache, dass man dort gegen jede Menge ‚Big Names‘ antreten muss…
Felicitas Hendricks: Ich bin einfach froh um die Erfahrung und dass so viel Vertrauen in mich gesetzt wird. Das finde ich total cool.

dressursport.kim: Herzstück des Weltcups ist natürlich die Kür. Erzähl uns etwas von Deiner Kür.
Felicitas Hendricks: Ja, Christoph und ich haben die Choreographie gemacht und dann habe ich mich Zuhause mit meiner Mutter (Carolin Hendricks) hingesetzt und wir haben zusammen Musik rausgesucht. Es war klar, dass es etwas ‚Gute-Laune-Mäßiges‘ werden sollte, weil Drombusch ein Gute-Laune-Pferd ist. Das erste Mal habe ich die Kür bei der DM in Balve geritten, das zweite Mal bei der EM in Ungarn, seitdem haben wir noch etwas an ihr gefeilt und bei der Probe hier Zuhause hat es richtig gut gepasst. Ich hoffe, dass wir das in Herning auch so gut hinbekommen.

dressursport.kim: Das ist eine sehr interessante Kür-Bilanz: Einmal DM, dann EM und jetzt beim Weltcup – das wird erst Dein dritter Kür-Auftritt?
Felicitas Hendricks: Ja tatsächlich, in Wellington im vergangenen Winter bin ich zwar auch schon einige Male Große Tour geritten, aber da haben wir uns ganz auf Grand Prix und Special konzentriert.

dressursport.kim: Und was macht noch mehr Spaß – die klassische Tour oder die Kür?
Felicitas Hendricks: Ich finde Kür-Reiten wirklich cool, auch weil wir wirklich ein paar knifflige Sachen drin haben – das liebt Drombusch. Je schwieriger, desto besser für ihn. Aber der Special ist einfach absolut meine Aufgabe. Ich würde normalerweise immer lieber Special reiten als Kür – es sei denn man darf Weltcup reiten 🙂

dressursport.kim: Knifflige Sachen hast Du angesprochen – gibst Du uns ein Beispiel?
Felicitas Hendricks: Eine meiner Lieblingsstellen beispielsweise: Aus der Pirouette direkt in die Traversale und dann direkt in die Einerwechsel. Und ich habe natürlich viel Piaff-Passage drin, das macht uns am meisten Spaß. Wenn alles super klappt, dann sind wir im Schwierigkeitsgrad tatsächlich beim Maximum, bei der 10.

dressursport.kim: In der Vorbereitung auf wichtige Turniere – wie jetzt der Weltcup in Herning – telefonierst Du immer mit einer Person. Wer ist das?
Felicitas Hendricks: Ja, genau. Das mache ich eigentlich vor jedem Turnier und manchmal auch noch vor Ort zwischendurch. Dann telefoniere ich mit der Sportpsychologin Dr. Gaby Bussmann, die mit ganz vielen Reitern zusammenarbeitet. Gaby hilft mir immer am meisten damit, dass ich bei mir selbst bleibe. Sobald ich merke, meine Gedanken könnten irgendwie woanders hinschweifen, zum Beispiel: ‚Oh Gott, gegen was für starke Reiter muss ich da an den Start gehen‘, da hilft mir Gaby immer, dass ich vollkommen bei Drombusch und mir bleibe. Und dass ich mir immer wieder vor Augen führe, dass ich gerade bin, wo ich bin, weil ich das selbst möchte. Das tut immer wieder gut. Ich schätze es sehr, mit ihr zu arbeiten.