Ones to watch: Müller und Monti

„Er ist ein kleiner Streber, der für sein Alter alles schon überragend macht!“ Lisa Müller spricht von ihrem achtjährigen Gut Wettlkams Mondrian, mit dem sie am vergangenen Wochenende in Ingolstadt den Grand Prix gewonnen hat.

74,90 Prozent war das Ergebnis der beiden. „Er hat sich selbst übertroffen. Und ich war ganz glücklich, dass er keine Wechselfehler gemacht hat – die haben wir leider immer bei den Louisdor-Stationen eingebaut“, lacht Lisa. Natürlich sehe man dem Millennium-Sohn mit seinen jungen Jahren an, dass er manchmal noch ein bisschen wackelig sei, zum Beispiel auf der Linie zwischen den Pirouetten, oder bei der Zick-Zack noch etwas unsicher. „Aber insgesamt hat er so viel Spaß an dem Sport, besonders an Piaffen und Passagen, und macht das alles mit einer unglaublichen Entspanntheit. Er hätte nach dem Grand Prix locker noch eine Prüfung gehen können, er hatte kein feuchtes Haar.“

Müller und Mondrian – das passt!

Im April hatte Lisa mit Mondrian erstmals einen Grand Prix angetestet. „Die Entscheidung hat er praktisch selbst getroffen“, schmunzelt Lisa. Über den Winter seien ihm die Grand Prix-Lektionen schon sehr einfach gefallen und spontan habe sie an einem Tag einfach mal ausprobiert, die Aufgabe zu Hause durchzureiten. „Er ist die Aufgabe völlig mühelos und fehlerfrei durchgelaufen. Danach habe ich gedacht, wir probieren es einfach mal.“ Bei der Premiere in Zeutern zeigte ‚Monti’, so sein Stallname, schon eine „coole souveräne Runde“. Mit 72,067 Prozent wurde es auf Anhieb Platz zwei. Beim internationalen Turnier in München ließ sich der Grand Prix-Youngster von der großen Kulisse zu sehr beeindrucken und ging danach bei zwei Louisdor-Stationen an den Start. Mit Platz drei verpasste er knapp den Einzug ins Finale, aber er konnte Routine, Erfahrung und Sicherheit sammeln. Und jetzt kam Ingolstadt als „sehr schöner Saisonabschluss. Jetzt üben wir über den Winter noch an den Feinheiten und dann gucken wir, was wir nächstes Jahr machen. Er gibt das Tempo vor.“
Was Mondrian auszeichnet, ist nicht nur sein Talent, sondern auch sein Wille. „Manchmal möchte ich die Pirouetten im Training gar nicht so klein reiten, sondern eher großzügiger als Arbeits-Pirouette, aber Monti will sie am liebsten auf dem Teller drehen“, erzählt Lisa. Sie müsse ihn in seiner Motivation eher bremsen. „Trotz seines Eifers kann man ihn jederzeit durchparieren zum Schritt und er sagt: ‚Schritt, toll!‘ und macht sich lang. Er ist positiv motiviert und trotzdem in sich ruhend.“ Monti geht wie alle seine Stallkollegen täglich auf die Koppel, bewegt sich in der Führanlage, wird ab und zu longiert und wechselt unter dem Sattel zwischen Spaß- und Trainingseinheiten auf der Rennbahn, beim Ausreiten oder auf dem Platz bzw in der Halle. Abwechslung und Ausgleich hält den Achtjährigen frisch, motiviert und immer gut gelaunt.
Anfang 2022 hat Lisa Müller Mondrian bei Alexandra Stadelmayer, inzwischen Alexandra Rieger, entdeckt. „Seitdem wir gemeinsam im Piaff-Förderpreis waren, sind wir befreundet.“ Mit einem Umweg über Isabell Werth hat Lisa von dem Pferd erfahren, ist zum Stall Stadelmayer gefahren und hat Mondrian ausprobiert. „Es war vom ersten Moment an toll. Götz (Götz Brinkmann, Lisas Trainer) hat direkt gesagt, dass mein Name auf ihm stehe.“ (lacht).
Und wie ist Mondrian ‚ganz privat‘? „Inzwischen ist er tatsächlich auch verschmust, aber er mag es nicht, wenn viele Leute um ihn herum sind. Einer ist ok, zwei geht noch, aber drei sind schon zu viel. Und beim Führen kann er schon mal etwas büffelig sein. Wenn er irgendwohin gehen möchte, dann geht er, aber sobald man im Sattel sitzt, hat er nur noch Spaß.“
Monti, der Clown – so sei er im Stall. Monti, die große Zukunftshoffnung – das ist er im Dressurviereck.