Netz und Dieudonné: Vom „weißen Blatt“ zu 80 Prozent
„Manchmal muss man wieder mit einem ganz weißen Blatt Papier beginnen.“
Zum vierten Mal die 80-Prozentmarke geknackt und das mit drei verschiedenen Pferden im Alter von 26 Jahren – das ist eine besondere Bilanz. So aufgestellt am vergangenen Wochenende von Raphael Netz. Im Sattel des zwölfjährigen DSP Dieudonné hat er die Kür in Hagen a.T.W. gewonnen – mit 80,215 Prozent – knapp zwei Prozent vor den Weltcup-Finalisten Carina Scholz und Soireé d’Amour (78,460 %).

Top – Ü80-Prozent-Sieg in Hagen für Raphael Netz und Dieudonné
(© Foto Rüchel)
„Die Kür hat richtig richtig Spaß gemacht, sie ging uns beiden sehr einfach von der Hand. Ich habe während der Kür sehr viel übergestrichen und ‚Pause‘ beim Reiten gemacht. Ich dachte, das läuft ja fantastisch, ich brauche gar nichts zu machen.“
Es war erst das zweite Mal nach Compiègne im Mai, dass Raphael und Dieudonné (Z. Anton Herre, Bes.: Sonja Krall) ihre Kür zu peppigem Hip-Hop präsentiert haben. Eigentlich war Balve noch geplant, aber in Balve hatte ‚Dieu‘ in der Prüfung die Zunge über dem Gebiss und die beiden haben den Sprung in die Kür verpasst. „Nach der Klatsche in Balve haben wir alles umgestellt, wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen“, erklärt Raphael Netz. „Wir haben alles hinterfragt. Uns war klar, dass irgendwas nicht richtig war. Aber manchmal muss man wieder mit einem ganz weißen Blatt Papier beginnen.“
Das erste Thema war das Futter, das natürlich nicht direkt etwas mit der Zunge in Balve zu tun hatte, aber das sei schon immer ein Thema bei Dieudonné gewesen. Er habe schon immer schwer zugenommen. „Wir haben endlich jenes Futter gefunden, das ihm guttut. Er hat 80 Kilo zugenommen und fühlt sich damit pudelwohl.“
Das nächste Thema waren natürlich die Gebisse. „Wir haben mit Gebissen getüftelt, ganz viele verschiedene Gebisse ausprobiert und haben jetzt eine Kandare und eine Trense gefunden, die ihm gut passen, womit er sehr zufrieden ist und gut läuft.“ Dieus Lieblings-Gebisse sind aus Plastik. „Ich habe drei Jahre gebraucht“, lacht Netz, „um darauf zu kommen.“
Und zu guter Letzt hat der Profiausbilder auch das Training von Dieudonné umgestellt. „Er chillt mehr!“ Dieu könne inzwischen alles und er mache im Training jetzt viel weniger mit dem Dante Weltino-Sohn. „Ich arbeite die Pferde sowieso meist nur zwischen 20 und 25 Minuten – plus Schritt natürlich. Und Dieu habe ich noch nie besonders lange geritten. Die Zeit ist ungefähr gleichgeblieben, aber ich gymnastiziere ihn eigentlich nur noch und fange erst acht bis zehn Tage vor dem Turnier an, wieder Lektionen einzubauen.“ Durch diese Art des Trainings sei Dieu mental noch besser geworden. „Er musste erst an den Punkt kommen, damit ich ihn so reiten kann. Er musste die Lektionen ja erst lernen, aber er ist er so weit und diese Art des gymnastischen Trainings passt besser für ihn.“
Im Mai 2022 waren Raphael und Dieudonné das erste Mal auf einem großen Turnier am Start: im Nürnberger Burg-Pokal in Mannheim. Dreieinhalb Jahre mit vielen Höhen, aber natürlich auch einigen Tiefen bis hin zum ersten Mal 80-Prozent! Der weitere Plan: „In Herning möchte ich mit Camelot im Weltcup an den Start gehen und Dieu soll die Drei-Sterne-Tour gehen, dann werde ich mal gucken, wie er sich in der Halle anfühlt – das war vergangene Wintersaison schon sehr gut – und dann gucken wir weiter. Zwei Pferde für den Weltcup zu haben, wäre natürlich großartig…“
Netz‘ 80-Prozent-Pferde:
- Elastico
Hagen a.T.W. September 2021 U25-EM-Kür 81,210 %
- Great Escape Camelot
Stuttgart November 2023 Weltcup-Kür 80,115 %,
Mechelen Dezember 2023 Weltcup-Kür 80,215 %
- Dieudonné
Hagen a.T.W. September 2025 Drei-Sterne-Kür 80,215 %



