Lisa Müller: 5 und 3 davon sind selbstgemacht

Manche sind froh, wenn sie eins haben. Zwei sind noch besser, drei super, vier ein Segen und fünf einfach grandios. Lisa Müller hat tatsächlich fünf, fünf Grand Prix-Pferde! Und das Beste daran: drei sind ‚selbstgemacht‘. „Ich kann gerade wirklich aus dem Vollen schöpfen“, strahlt die 36-Jährige. „Ich habe fünf Grand Prix-Pferde und alle können 70 Prozent oder mehr erreichen – das ist schon sehr, sehr schön!“

Lisa und Dantiamo – Sieg auf Gut Ising mit personal Best
Archivfoto © www.sportfotos-lafrentz.de

Am vergangenen Wochenende hat sie auf Gut Ising mit Gut Wettlkam’s Dantiamo und Gut Wettlkam’s Zonik Hit OLD den Grand Prix dominiert: Sieg auf ‚Dante‘ mit einem personal Best des Paares von 73,633 Prozent, Platz zwei auf ‚Zonik‘ mit 72,60 Prozent.

Dantiamo, 9-jährig v. Dante Weltino, ist unter dem Sattel von Lisa seit er sechs war: „Ich glaube an dieses Pferd. Er ist so souverän und leistungsbereit. Er kann mal ‚heiß‘ werden, wenn er sich unsicher ist, aber er springt nicht weg. Er möchte es richtig machen.“ Es sei einfach toll, mit welcher Routine er sich schon im Grand Prix-Viereck bewege, obwohl er erst neun Jahre sei. „Die Anlehnung hat sich noch mal verbessert, es sieht alles leicht aus und er macht es seinem Reiter auch leicht.“ Entdeckt hat Lisa den Ising-Sieger im Stall von Isabell Werth, zu der sie seit Jahren zum Training fährt. Dort hat Pawel Dabrowski ein Pferd auf die WM der jungen Dressurpferde vorbereitet, Isabell hat ihn unterstützt und Lisa hat es gesehen. „Ich fand dieses Pferd sofort spannend.“ Das war Dantiamo und tatsächlich stand er zum Verkauf – so kam er zu Lisa. „Am Anfang war es ein bisschen schwierig, weil er sehr unruhig in der Anlehnung wurde, wenn er aufgeregt wurde. Auch mit Piaffe und Passage sah es erst nicht so aus, als ob das sein Ding wäre. Ich dachte, er wird ein sehr gutes Kleine-Tour-Pferd, aber plötzlich hat er den Schalter umgelegt.“ Von einem Tag auf den anderen habe er enormen Spaß an Piaffe und Passage bekommen und habe sich plötzlich ganz leicht mit diesen Übungen getan. „Jedes Pferd hat ja meistens eine kleine Schwäche, aber bei Dante würde ich jetzt sagen: Er hat keine. Er ist vielleicht das kompletteste meiner Grand Prix-Pferde, dabei leicht zu reiten und vom Seitenbild so schön. Er ist schon sehr besonders.“

Zonik Hit OLD und Lisa – dieses Jahr in der Drei-Sterne-Tour von Hagen am Start.
Archiv © www.sportfotos-lafrentz.de

Gut Wettlkam’s D’Avie kam achtjährig zu Lisa Müller. „D’Avie ist auch schon mal eine Inter II gegangen, bevor er zu mir kam, aber ihn wirklich Grand Prix-fertig zu machen, war dann doch gar nicht so leicht.“ Gut Wettlkam’s Mondrian, ‚Monti‘, kam wie Dantiamo sechsjährig, und auch Gut Wettlkam’s Raffinesse, ‚Nessie‘, war sechs, aber noch ziemlich grün und konnte beispielsweise noch keinen fliegenden Wechsel. Zonik Hit ist der einzige, der schon als Grand Prix-Professor zum Team gestoßen ist. Unter dem Portugiesen João Pedro Moreira war der nun Zwölfjährige 2023 bereits bei der Europameisterschaft in Riesenbeck am Start. „Ich freue mich sehr, dass ich – natürlich mit der Unterstützung von Götz (Brinkmann) und Isabell (Werth) – die ersten Pferde Richtung Grand Prix ausgebildet habe.“ Schmunzelnd fügt sie hinzu: „Ich freue mich auch, dass ich bei Monti und Dante einen guten Riecher hatte. Auf die beiden bin ich bei Isabell aufmerksam geworden, also hätte Isabell sie auch kaufen können.“

Und das sind ihre fünf Grand Prix-Partner mit Lisas Worten beschrieben:

  • Dantiamo – „Dante ist der Jüngste mit seinen neun Jahren, aber ihn zeichnet seine Vollkommenheit und seine Souveränität aus. Er ist zwar nicht schüchtern, aber er darf ruhig noch etwas mehr Selbstbewusstsein bekommen. Ich glaube, dann wird er es noch mehr genießen, sich zu präsentieren.“
  • Zonik Hit OLD – „Zonik ist auch super leistungsbereit, aber er ist tatsächlich etwas schüchtern. Wenn rund ums Viereck etwas Unruhe ist, dann kann er schon mal denken, dass das die Geister sind, die ihn fressen wollen. Aber qualitativ bringt er auch alles mit.“
  • D’Avie – „D’Avie präsentiert sich total gerne. Aber er ist nicht der typische Hengst, der allen anderen sagt, dass sie mal aus der Sonne gehen sollen. Er ist dabei ein absoluter Gentleman und er ist der Professor. Auf ihn könnte man auch einen Anfänger setzen und er würde mit Freude die Grand Prix-Lektionen präsentieren. Er hat vielleicht nicht die ganz optimale Technik in der Piaffe, aber er macht alles mit einer solchen Freude, dass er einfach auch unglaublichen Spaß macht jeden Tag beim Reiten.“
  • Mondrian – „Mondrian ist der Typ ‚Hier bin ich!‘ Er ist sehr cool. Neben ihm könnte ein Baum umfallen und er würde noch nicht mal mit dem Ohr zucken. Er findet es auch total klasse, wenn applaudiert wird. Und er kann schon mal ein kleiner Scharlatan sein und die ein oder andere Lektion vorwegnehmen. Da muss man ihn mit seinem Riesenkörper erst wieder einfangen. Aber es ist natürlich ein Riesenvorteil, wenn die Pferde das so wollen und so mitdenken – man muss nur auf der Hut sein, dass sie nicht schneller sind als man selbst (lacht).“
  • Raffinesse – „Raffinesse findet Turnier auch toll, sie ist ein bisschen stutig in dem Sinn, dass sie sich über einen Fehler unheimlich ärgern kann. So sehr, dass sie nervös wird. In solchen Momenten brauchen wir noch etwas mehr Gelassenheit und Souveränität. Sie hat auch noch einen gewissen Übereifer. In der Piaffe setzt sie sich so sehr, dass es ihr manchmal nicht ganz leichtfällt, wieder rauszukommen. Das ist das Feuer der Stuten!“

„Ich hatte wirklich unheimlich viel Glück. Dass die Pferde so schnell und mit so viel Freude die Grand Prix-Lektionen gelernt haben. Wir haben sicher nie Druck gemacht, es ist ihnen unheimlich leichtgefallen und deshalb macht es so viel Spaß – den Pferden und mir 😃.“

Das nächste Ziel: Die German Masters in Stuttgart, dort wird Lisa mit Mondrian an den Start gehen.