“…konstante Leistungen auf hohem Niveau.”
Der olympische ‘Fahrplan’, der Blick auf den Kader, worauf der besondere Fokus im Olympiajahr liegt und dass es nicht auf ‘Kilometer’ ankommt, sondern… Das dressursport.kim-Interview zum Jahresbeginn mit Cheftrainerin Monica Theodorescu.
(Foto: Trainerteam Monica Theodorescu und Jonny Hilberath)
dressursport.kim: Paris ist schon lange in aller Munde, aber langsam geht es tatsächlich auf die Zielgerade. Geht der Weg nach Paris wie in den vergangenen Jahren über individuelle Stationen, dann zur DM in Balve und dann wie gehabt Aachen?
Monica Theodorescu: Ja, der Fahrplan ist grundsätzlich unverändert, aber einige Turniere liegen terminlich etwas näher beieinander. Horses & Dreams in Hagen ist für einige Kaderreiter und Kaderreiterinnen traditionell der Einstieg in die grüne Saison. In diesem Jahr ist das Weltcup-Finale in Riad (Saudi Arabien) unmittelbar davor. Das heißt, dass kein Pferd, welches beim Weltcup-Finale starten wird, auch in Hagen starten wird.
Klar ist, dass jeder Kaderreiter in Absprache mit mir seinen individuell für sein Pferd angepassten Weg gehen wird. Ganz wichtig ist, und das haben wir beim Aktiventreffen der Kaderreiter deutlich kommuniziert, dass alle Kaderpferde mehrfach und regelmäßig auf Turnieren gezeigt werden müssen. Dies ist unser Auftrag vom DOKR und dem FN- Präsidium.
Bei den Olympischen Spielen gehen nur drei Reiter pro Team an den Start, zusätzlich gibt es ein Reservepaar. Eben aus diesem Grund haben konstante Leistungen, Belastbarkeit und Fitness oberste Priorität. Ein besonderer Fokus liegt außerdem auf dem Grand Prix Spezial, denn dieser entscheidet über die Mannschaftsmedaillen.
dressursport.kim: Bis wann dürfte ein Paar ausgetauscht werden?
Monica Theodorescu: Grundsätzlich kann das Reservepaar bis zwei Stunden vor der ersten Vet-Inspection eingewechselt werden. Sollte zwischen dem Grand Prix, der ‚nur‘ als Qualifikation sowohl für die Mannschaftswertung (Grand Prix Spezial) als auch für die Einzelwertung (Kür) zählt, ein Mannschaftspferd nicht „fit to compete“ sein, kann das Reservepaar nur für den Grand Prix Spezial eingewechselt werden. Diese Maßnahme wurde geschaffen, damit kein Team platzt.
dressursport.kim: Das bedeutet: Das vierte Paar fährt mit nach Paris und ist in ‚Reichweite‘.
Monica Theodorescu: Ja, das vierte Paar wird vor Ort sein und sich genauso vorbereiten wie die drei Mannschaftsreiter. Ein fünftes Paar wird uns in das Trainingslager zuvor begleiten.
dressursport.kim: Wie sieht Dein Blick auf den Olympiakader 2024 aus?
Monica Theodorescu: Ich denke, wir haben einen sehr gut aufgestellten Olympiakader. Jessica (von Bredow-Werndl) und Dalera stechen vor allem durch ihre Konstanz auf sehr hohem Niveau hervor. Sie sind die Nummer 1 der Weltrangliste. Dazu kommen einige Paare auf ähnlich hohem Niveau, um 76 bis 78 Prozent, und auch noch jüngere Pferde, die diese Perspektive haben. Es ist schon wichtig, konstante Leistungen auf hohem Niveau zu zeigen und sich dadurch weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Die Pferde/Reiter Paare sollen nicht möglichst ‚viele Kilometer‘ machen. Unser Ziel ist es, dass sich jeder mit seinen Turniereinsätzen weiter verbessert. Die Analyse und Optimierung enden nie, ob jüngere oder erfahrene Pferde. Nach jedem Turnier kommen wieder neue und andere Erfahrungen dazu.
dressursport.kim: Es sind Deine dritten Olympischen Spiele als Bundestrainerin – was könnte das Besondere an diesen Spielen werden?
Monica Theodorescu: Wir sind in Paris! Wir sind nicht Übersee, sondern direkt im Nachbarland. Das ist großartig. In Tokio hatten wir tolle Bedingungen, tolle Leistungen, aber keine Zuschauer. Das war schon sehr bitter, vor allem für die Athleten. Der Kontakt mit den anderen Athleten ist ein wichtiger Aspekt von Olympischen Spielen, das konnten die Olympiateilnehmer in Tokio leider gar nicht erleben. In Rio war das Reitstadion weit entfernt von den anderen Sportstätten, aber nachdem wir mehrfach um die Lagune gefahren sind, fanden wir auch das Deutsche Haus und trafen andere Athleten. Olympische Spiele bedeutet eben auch, mit Athleten aus anderen Teilen der Welt zusammenzukommen.
dressursport.kim: Ist es für den Pferdesport wichtig, dass die Pferdesportler auch Kontakt zu anderen Sportlern haben?
Monica Theodorescu: Der Kontakt zu Sportlern anderer Sportarten ist ebenso wichtig wie interessant. Pferdesport gehört von jeher zu den Olympischen Spielen und ist die einzige Sportart mit zwei unterschiedlichen Lebewesen. Außerdem ist unsere Sportart die einzige, in der Frauen und Männer gleichberechtigt gegeneinander antreten. Der Austausch mit anderen Athleten und das Lernen voneinander sind für alle enorm wichtig. Umso mehr haben wir dadurch die Möglichkeit, unseren wunderbaren Sport zu leben und erlebbar zu machen. Ich bin sicher, dass wir in Paris tolle Spiele mit begeisterten Zuschauern haben werden.
• Das war Teil I unseres Interviews zum Jahresbeginn mit Monica Theodorescu, im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf das Weltcup-Finale in Riad und auf die kommende Weltcup-Etappe in Basel…