“…ein Zeichen der Öffnung” – Weltcup-Finale Riad

In Teil II des dressursport.kim-Interviews zum Jahresbeginn mit Cheftrainerin Monica Theodorescu werfen wir einen Blick auf das Weltcup-Finale in Riad, auf die Bedeutung dessen und die kommende Weltcup-Etappe in Basel…

 

Cheftrainerin Monica Theodorescu – hochkonzentriert am Viereckrand (© Hippo Foto – Dirk Caremans)

 

dressursport.kim: Blicken wir noch einmal in die etwas nähere Zukunft, zum Weltcup-Finale nach Riad. Da entscheiden die gesammelten Punkte, das ist klar, wie sieht der Stand der Dinge aus Deiner Sicht aktuell aus?

Monica Theodorescu: Für die Westeuropa-Liga ist nach sechs von elf Etappen ungefähr die Hälfte vorbei, nächste Woche geht es mit Basel weiter. Nach aktuellem Stand liegt Raphael Netz auf Rang drei des Weltcuprankings der Westeuropaliga. Er hat schon auf vier Turnieren Punkte gesammelt (die besten vier Ergebnisse werden gewertet) und kann theoretisch mit einem oder zwei besseren Ergebnissen seinen Punktestand noch erhöhen. Jedes Pferd darf laut Reglement nicht mehr als sechs Turniere in der Saison gehen. Die besten neun Kombinationen der Westeuropaliga dürfen zum Finale, allerdings nur drei Paare pro Nation.

dressursport.kim: Apropos Basel: Wer wird bei der siebten Station in Basel an den Start gehen?

Monica Theodorescu: In Basel geht Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera an den Start.Hier geht es darum, dass Dalera in ihrem Turnierrhythmus bleibt und da passt das CDI-W Basel gut in ihren Kalender. Jessica ist zwar Titelverteidigerin, aber das Finale in Riad steht nicht auf Daleras Plan. Außerdem werden Isabell Werth mit Emilio, Matthias Rath mit Destacado und Sönke Rothenberger mit Matchball starten. Welche Reiter am Ende nach Riad reisen, entscheiden einerseits die Anzahl der Punkte, aber auch der DOKR-Dressurausschuss auf meinem Vorschlag.

dressursport.kim: Isabell Werth hatte bereits angedeutet, dass das Weltcup-Finale eventuell dann doch noch mal ein Championat für Emilio werden könnte?

Monica Theodorescu: Genau – ‚werden könnte‘ – die Pferde werden das entscheiden! Es wäre natürlich sehr schön für Emilio, der immer etwas im Schatten seiner Stallkollegen stand und deswegen noch kein Championat gegangen ist. Wenn er so fit bleibt, wie er das im Moment ist, wäre das natürlich eine tolle Sache. Er hätte es verdient.

dressursport.kim: Du wirst in Riad auf jeden Fall vor Ort sein, oder?

Monica Theodorescu: Ja natürlich. Wir werden sicher gute Bedingungen vorfinden. Es ist ja bekannt, dass in Saudi-Arabien Sportveranstaltungen sehr großzügig und mit modernsten Mitteln durchgeführt werden. Zusätzlich wurde das Preisgeld deutlich erhöht – von 300.000 auf 400.000 Euro. (Anm. d. Red., zum Vergleich: Beim letzten Finale in Omaha gab es 300.000 €). Ich denke, dass es auch in Zukunft in der Region mehr Topturniere geben wird. Springturniere gibt es dort ja schon viele, aber auch die Dressur wollen sie wohl ausweiten. Die FEI unterstützt dieses Vorhaben.

dressursport.kim: Saudi-Arabien ist natürlich auch ein Land mit völlig anderer Kultur und einem anderen Wertesystem. Was sind Deine Gedanken dazu?

Monica Theodorescu: Ich denke, wir dürfen mit unserem Sport nicht auf unserer ‚westeuropäischen Insel‘ bleiben. Natürlich stoßen wir dort auf eine andere, lang gewachsene Kultur und mit unserem Werte-Verständnis sind wir sicher nicht mit allem einverstanden. Dinge werden sich nirgendwo schnell verändern, aber vielleicht kann der Sport die eine oder andere Veränderung mit anstoßen? Allein das Ausrichten des Weltcup-Finales und das Interesse am Reitsport insgesamt ist ja ein Zeichen der Öffnung. Im Reitsport treten Frauen und Männer in einem Wettkampf gleichberechtigt gegeneinander an. Drehen wir die Frage um: Warum sollen die Menschen dort keinen Reitsport erleben? Mit welchem Recht können wir sagen, Reitsport soll nur da durchgeführt werden, wo wir es kennen und wo er schon lange ausgeübt wird? Ich bin positiv gespannt auf das Event!