“Ich habe schon gemerkt, dass heute was geht”
Sönke Rothenberger über seine Erfahrungen und seinen Weg mit Matchball und das Gefühl heute in Hagens Grand Prix…
Sönke Rothenberger:
„Am Anfang hatten wir noch Schwierigkeiten, das Niveau vom Training mit in die Prüfung zu nehmen, aber das ist uns bei den letzten Turnieren immer besser gelungen. Es fällt uns immer einfacher, ein Team zu bilden.
Hinzu kommt das Konditionelle. Er ist ein Pferd, bei dem man zu Hause ziemlich schnell mit der Arbeit durch ist, aber er braucht die Arbeit, um genügend Kondition fürs Turnier zu haben. Wenn etwas Aufregung auf dem Turnier dazukommt, darf er nicht ausgepowert sein. Er darf sein ‚Pulver‘ nicht schon auf dem Abreiteplatz verschießen, sondern muss auch noch die Energie für die Prüfung haben. Unsere anderen Pferde gehen fürs Konditionstraining viel in die Führmaschine – das geht mit ihm nicht (lacht). Führmaschine ist überhaupt nicht Matchballs Ding und beim an der Hand Führen möchte er lieber an jeder Ecke noch ein Zucker abstauben. Das bringt für die Kondition nicht so viel. Deshalb reiten wir ihn jetzt zweimal am Tag, das zweite Mal auf der Rennbahn im fleißigen Schritt. Das bringt sehr viel: Er ist im Kopf schön klar, er hat mehr Kraft und kann sie sich besser einteilen. Und wir haben besser gelernt, wie wir ihn vorbereiten: Ich löse ihn so lange wie er es braucht, aber nicht länger, damit er dann die Kraft fürs Viereck hat. Das funktioniert sehr gut.
Heute zu Beginn der Prüfung hatte ich direkt ein gutes Gefühl: Einreiten, Halten, Grüßen – er stand sehr gut und zog sofort weg. Er war absolut fokussiert. Manchmal, wenn er etwas zu ‚an‘ ist, findet er nicht die Ruhe im Stehen. Das war heute nicht so und auch auf der ersten Diagonalen zog er super durch. Ich habe schon gemerkt, dass heute was geht (lacht).
Na klar, und seine Galoppverstärkung macht immer Spaß – er hat richtig viel Übersetzung im Galopp. Manchmal wurde er mir in der Verstärkung noch ein bisschen lang, aber heute im Grand Prix war er schön obendran, ich konnte loslassen und er kam am Ende sofort wieder zurück.
Das Schöne am Grand Prix-Sport ist ja: Man soll aus der Entspannung anspannen können. Man soll das Pferd nicht permanent unter Spannung haben. Am Anfang habe ich bei Matchball schon probiert, diese positive Spannung zu halten, aber dann verliert er natürlich auch schnell die Kraft. Er muss beim Abreiten, aber auch in der Prüfung, zwischendurch mal entspannen können. Das hat mit Kraft, aber auch mit Vertrauen zu tun. Dass man als Reiter seinem Pferd in der Prüfung signalisiert: ‚Jetzt entspanne Dich und atme durch‘. Dann muss man natürlich darauf vertrauen, dass er sofort wieder da ist, wenn man es braucht. Und das geht natürlich nur, wenn man sich gut kennt und vertraut.“