„Im Grunde denke ich, dass jeder Profi ausbilden sollte”

Helen Langehanenberg ist nicht ‘nur’ Championatssiegerin und bildet immer wieder neue Grand Prix-Pferde aus, in ihrem Betrieb haben auch schon zahlreiche Auszubildende gelernt. Profi-Nachwuchs, den der Pferdesport gut gebrauchen kann!

Das Wichtigste:

„Das Wichtigste bei einem Azubi ist die gute Basis – wie bei einem jungen Pferd“, lacht Helen Langehanenberg. „Zu Beginn der Ausbildung muss schon eine gewisse Basis da sein, weil man in den zwei, bzw drei Jahren der Ausbildung nicht komplett alles beibringen kann.“ Am Wichtigsten sind für Langehanenberg: der gute Grundsitz, Gefühl fürs Pferd und guter Umgang mit Mensch und Tier.
Jeder Azubi kommt vorher zum ‚Probearbeiten‘. „Ich finde es wichtig“, so Langehanenberg, „dass ich die Bewerber vorher gesehen habe, aber auch andersherum, dass die angehenden Azubis wissen, was auf sie zukommt.“ Einige Azubis hätten die Erwartung, zehn Pferde am Tag zu reiten, aber „meiner Meinung nach macht es nicht die Quantität, sondern die Qualität“, betont Langehanenberg. „Es hängt natürlich auch davon ab, mit welcher Basis sie hier ankommen, wie gut sie schon reiten. Die meisten beginnen mit Abreiten der Pferde, dann den ein oder anderen komplett reiten, manche bringen auch eigene Pferde mit, auf denen sie Unterricht bekommen. So entwickelt sich das Schritt für Schritt. Wenn ich da bin, dann habe ich jeden Tag ein Auge auf sie, wenn ich auf einem Turnier bin, reiten sie auch mal alleine. Und…“, ergänzt sie, „bei uns machen alle alles, es gibt niemanden, der nur reitet, weil zu unserem Beruf alles dazugehört – rund um Pflege und Versorgung der Pferde und das Anlagenmanagement.“ Wichtig ist für Helen Langehanenberg außerdem: der Auszubildende muss auch menschlich ins Team passen.

…für die Zukunft mitnehmen
Das Ziel für Helen Langehanenberg bei der Ausbildung der Azubis ist klar: „Sie sollen natürlich eine gute Prüfung am Ende machen, aber sie sollen vor allen Dingen etwas von ihrer Zeit bei uns hier für ihre Zukunft mitnehmen.“
Eins liegt Helen Langehanenberg besonders am Herzen: „Das behutsame Reiten von jungen Pferden ist mir sehr wichtig: Ein Pferd ganz normal von hinten nach vorne zu reiten, an die Hand heran. Sie einfach mal gehen zu lassen, ohne sie festzuhalten, und sie in Ruhe reifen zu lassen.“ Und genau das möchte sie den Auszubildenden weitergeben.
„Im Grunde denke ich, dass jeder Profi ausbilden sollte. Das macht unseren Beruf mit aus – nicht nur die Pferde, sondern auch die Reiter auszubilden. Wenn die angehenden Profireiter nicht die Chance bekommen, bei guten Reitern zu lernen, wird es künftig irgendwann mit der Reiterei ‚dünner‘ werden. Aber…“, hängt Langehanenberg an, „es ist sicher nicht immer einfach.“ Sie habe gerade zwei ganz tolle Azubis übernommen, habe aber in den Jahren zuvor schon den ein oder anderen gehabt, mit dem der Ausbildungsgrundsatz nicht harmonierte. „Unser Beruf hat sehr viel mit Verantwortungsbewusstsein zu tun, mit Zuverlässigkeit. Es ist sicher auch ein Stück weit eine Veränderung im Bewusstsein der Gesellschaft, die sich auch in unserem Berufsfeld widerspiegelt. Die Bereitschaft, sich im Betrieb so einzubringen, dass es für alle funktioniert – die muss da sein.“

Team Langehanenberg: v.l. Alina (Pflegerin), Hannes (Bereiter), Anke (Pferdewirtin Z&H), Chefin Helen, Ann-Christin (Turnierpflegerin und Bereiterin), Kaya (Bereiterin) und Praktikantin Britta

Im Team mit Passion und Erfolg
Sehr glücklich blickt Helen Langehanenberg auf das Team, mit dem sie aktuell zu Hause arbeitet. Dazu gehören die Pflegerin und Managerin im Stallbereich Ann-Christin Berger, Pferdewirtin Zucht und Haltung Anke Wilming, Pferdewirtin Reiten Kaya Wendel, Pferdewirt Reiten Hannes Möller und Pflegerin Alina Ambartsumova. „Alle, die bei mir im Team mit reiten, müssen in der Lage sein, einem Pferd eine gute Grundausbildung mitzugeben. Wenn man das kann, kann man auch Lektionen reiten. Das Verständnis und das Gefühl muss da sein und man muss sich über das, was man tut, ernsthafte Gedanken machen – immer wieder. Reiten ist auch Denksport.“ Mit diesem Grundverständnis arbeiten Helen Langehanenberg und ihr Team täglich zusammen – mit Passion und Erfolg.