“Ich habe totalen Respekt davor”
Er ist gerade zum ersten Mal beim Trainingslager dabei. Er fährt zum ersten Mal begleitend mit zur Europameisterschaft. Er ist der neue Co-Bundestrainer. Das Interview mit Hendrik Lochthowe über seine Erwartungen, seine Philosophie und seine Liste, auf der Co-Bundestrainer nie stand…

Der ‘Neue’: Hendrik Lochthowe
Foto: ©JB
dressursport.kim: Hendrik, Du bist der neue Co-Bundestrainer der deutschen Dressurreiter. Ich denke, einige Menschen waren verblüfft, als Deine Ernennung öffentlich wurde…
Hendrik Lochthowe: Ich bin mir sicher, dass ganz ganz viele verblüfft waren. Ich weiß nicht, wer nicht überrascht war. Aber ich möchte sagen: Ich war es am meisten. Ich hatte in meinem Leben Ziele: Mal eine S-Dressur reiten. Der erste S-Sieg. Grand Prix reiten. Ein internationaler Sieg. Das waren Ziele und Träume, die ich wunderbarerweise ‚abhaken‘ konnte. Der Job des Co-Bundestrainers stand nie auf dieser Liste, aber ich freue mich umso mehr darauf.
dressursport.kim: Wie lief das ab? Klingelte einfach mal das Telefon?
Hendrik Lochthowe: Ja genau. Monica (Theodorescu) hat mich angerufen und gefragt und ich habe, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht eine Sekunde gezögert. Es folgte daraufhin ein Gespräch mit Dr. Dennis Peiler und Monica Theodorescu am DOKR in Warendorf. Ich bin seit dem 1. Juni wieder zurück in meiner Heimat, in Recklinghausen, betreue dort einige Berittpferde und gebe Unterricht. Das wird so weitergehen und die Aufgabe als Co-Bundestrainer ist ein Prozess, der wachsen wird. Ich bin viel auf Turnieren unterwegs, als Reiter, Trainer und Beobachter. Das macht mir wirklich Freude und jetzt schaue ich noch intensiver auf die deutschen Reiter und Pferde. Ich tausche mich dazu eng mit Monica aus. Der Rest entwickelt sich, dass man von Reitern angesprochen wird, ob ich bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen kann. Das muss wachsen. Ich fliege auch schon begleitend mit zur EM nach Crozet und werde in den Championatsablauf hineinschnuppern. Alles zusammen ist es ein Prozess, der sich Schritt für Schritt entwickeln wird.
dressursport.kim: Was reizt Dich an der Aufgabe als Co-Bundestrainer?
Hendrik Lochthowe: Meinen Horizont noch mal zu erweitern, ein Championat mitzuerleben und das Trainingslager davor samt dem Austausch mit den Heimtrainern, die ja alle dabei sein werden. Man bekommt unheimlich viel neuen Input. Und für mich als Person? Es ist mir wichtig, mich immer weiter zu verbessern. Ich möchte nicht davon reden, in Jonnys (Hilberath) Fußstapfen treten zu wollen. Ich weiß, dass ich meinen eigenen Weg finden muss und möchte. Ich werde auch mit Kritik umgehen müssen, das gehört dazu. Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, unseren Sport weiter zu verbessern. Im Sinne von korrekter und pferdegerechter Ausbildung und dieses auch den vielen „Nichtfachleuten“ erklären. Dazu möchte ich gerne meinen Teil beitragen.
dressursport.kim: ‚Co-Bundestrainer‘ – wie würdest Du Deine Trainingsphilosophie beschreiben?
Hendrik Lochthowe: Am wichtigsten ist, dass man losgelassene und gut gymnastizierte Pferde auf dem Viereck sieht. Das muss man im Training so erarbeiten, dass die Pferde das möglichst mit in die Prüfung nehmen. Natürlich kann ein Pferd sich erschrecken und zeitweise in Spannung geraten, das ist ganz normal. Aber den Hauptteil kann und sollte man zu Hause als Grundstein legen.
dressursport.kim: Gibt es etwas, wovor Du besonderen Respekt hast Deine neue Aufgabe betreffend?
Hendrik Lochthowe: Respekt habe ich vor der gesamten Aufgabe, totalen Respekt. Ich habe schon sehr intensiv darüber nachgedacht, aber ich bin absolut bereit dafür. Ich möchte einfach gut in dem werden, was ich tue.
dressursport.kim: Dein größter Wunsch?
Hendrik Lochthowe: Mein größter Wunsch wäre, grundsätzlich unseren wunderschönen Reitsport zu erhalten. Dass wir gemeinsam positiv daran arbeiten. Der Prozess der Veränderung ist im Gang und muss weitergehen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg und an dem halte ich weiterhin überzeugt und voller Tatendrang fest.