„Dieser Übergang lässt einen nie los!“
Die Bedeutung des Galopp-Schritt-Übergangs in Ausbildung und Training aus Sicht der zweimaligen Mannschafts-Olympiasiegerin Heike Kemmer. Der dressursport.kim-Ausbildungs-Tipp – mit Job-Offer…

Heike Kemmer – passionierte Ausbilderin. Foto: © Vollstaedt
„Ich bremse“ – das ist falsch
„Das Pferd darf nicht auf der Vorhand in den Schritt fallen. Der Reiter muss darauf achten, das Pferd vorher im Galopp zu versammeln. Es wird bei diesem Übergang häufig gedacht: „Ich bremse.“ Aber der Gedanke ist falsch, dann wird häufig nur durch ein Ziehen am Zügel pariert. Das Pferd muss weich in den Schritt hineingaloppieren und sich auf dem Hinterbein aufnehmen.“
Um einen gelungenen Galopp-Schritt-Übergang vorzubereiten, lässt Kemmer häufig Tempounterschiede im Galopp reiten. „Im Grundgalopp sollte man das Tempo abwechselnd etwas mehr als Arbeitsgalopp wählen, um die Hinterhand zu aktivieren, und etwas weniger, also Richtung Versammlung, um mehr den Tragemoment zu fordern. Das alles innerhalb eines Rahmens, der Pferd und Reiter leichtfällt, damit das Pferd die halben Paraden immer besser annimmt.“
„Ich finde das Wort ‚parieren‘ sehr unglücklich. Parieren heißt bei vielen immer zuerst ‚ziehen‘. Man muss erst schulen, dass man bei einer halben Parade vermehrt von hinten nach vorne herantreibt.“
Mit Volten und Schrittpirouetten
Geht es dann konkreter in die Versammlung und in den Übergang Galopp-Schritt, lässt Kemmer oft auf eine Volte abwenden und den Übergang auf der Voltenlinie reiten. „Man versammelt den Galopp, wendet auf die Volte ab, pariert durch zum Schritt und reitet die Volte im Schritt weiter. Das kultiviere ich dann noch weiter, indem ich in eine Schritt-Pirouette parieren lasse. Das müssen dann nur ein, zwei oder drei Schritte seitwärts sein, weil dann das Pferd in der Regel nicht auf dem inneren Vorderfuß landet, sondern mehr auf dem äußeren Hinterbein trägt.“ Wichtig sei, dass man schon beim Durchparieren die Intention habe, den ersten Schritt gleich in eine Schrittpirouette anzulegen. „Die Pirouette muss nicht klein sein, das kann eine größere Arbeitspirouette sein, es geht mehr um das Seitwärtstreten.“
Natürlich sei es auch sinnvoll, Galopp-Trab-Übergänge dem Galopp-Schritt-Übergang vorzuschalten: „Das schult das Gleichgewicht der Pferde und hilft den Reitern, ihre Pferde mehr vor der treibenden Hilfe zu behalten.“
Spannung weg – Pferd fällt aus
Ein häufiger Fehler, der im Galopp-Schritt-Übergang gemacht wird, betrifft die Körperspannung. „Einige Reiter versammeln ihr Pferd gut im Galopp, lassen dann aber die Spannung der Rumpfmuskulatur los, und das Pferd fällt in den Schritt aus. Aber man möchte das Pferd im Übergang im Bergauf herangetrieben vor sich haben. Dazu braucht man Körperspannung.“ Hilfreich sei es dabei auch, sich klarzumachen, dass Schritt nicht gleichzusetzen ist mit ‚Pause‘. „Ich lasse die Reiter häufig im aktiven versammelten Schritt weiterreiten, damit sie nicht ausatmen und Pferd und Reiter ‚in sich zusammenfallen‘.“
Vielfältige Bedeutung
Der Übergang vom Galopp zum Schritt fragt eine hohe Durchlässigkeit ab und lässt einen während der gesamten Ausbildung eigentlich nie los. „Wenn Pferde in den Tempiwechseln mal die Balance verlieren, auf die Hand drücken oder zu forsch nach vorne werden, dann eignet es sich, ein paar Mal einfache Wechsel einzubauen, bis man sie wieder bei sich hat und sie wieder die halben Paraden annehmen. Der Galopp-Schritt-Übergang ist auch schon eine gute Vorbereitung fürs Einreiten – Halten, das braucht man immer. Oder denken wir an die Galopp-Pirouette, auch da ist es extrem wichtig, dass ich vorher geübt habe, mein Pferd im Galopp zu versammeln.“
***Job-Offer: Seit vielen Jahren betreibt Heike Kemmer auf dem Amselhof in Walle einen Dressurausbildungsstall. Zurzeit ist eine Bereiterstelle frei. Bei Interesse unter 0172-304 74 00 melden.