“Die größte Challenge ist, dass man nicht die Gedanken in Paris hat”

Tüfteln, bewusstmachen, visualisieren und was sie ’emotional gar nicht alles gebacken’ kriegen würde. Im Vorfeld der Deutschen Meisterschaften in Balve hat Jessica von Bredow-Werndl bei der Pressekonferenz über ihre Gedanken und ihr Handeln im Vorfeld der Meisterschaft und der Olympischen Spiele gesprochen…

Gold in Tokio, jetzt kommt Paris, aber Jessica von Bredow-Werndl denkt bewusst im ‘Hier und Jetzt’.
© Hippo Foto – Dirk Caremans

• Vier Monate Turnierpause zwischen Basel im Januar und München im Mai hat Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera zum ‚Tüfteln‘ genutzt…
Jessica von Bredow-Werndl: „Es geht immer darum, dass wir gesund bleiben und Dalera motiviert ist, aber auch, dass ich nicht aufhöre, mich weiter zu entwickeln und zu schauen, wo wir noch ein bisschen etwas rausholen können. Es macht mir unheimlich viel Spaß und Dalera findet auch cool, was ich mit ihr mache – zum Glück. Also, das Tüfteln macht uns beiden Spaß.“

• Woran genau habt Ihr getüftelt?
Jessica von Bredow-Werndl: „Ich habe sehr an dem Schritt gearbeitet, unsere Grußaufstellung hat wieder funktioniert, ich hatte die Piaffen noch mehr auf der Stelle, ich habe die Schulter dabei noch höher bekommen – so viele Sachen, bei denen ich denke, dass da noch ein bisschen mehr geht, an denen ich dann arbeite, aber das Schöne ist: Ich mache das, ohne es zu üben. Einfach nur das Bewusstmachen und meine Sinne dafür zu schärfen, worauf ich achten kann, was ich noch machen kann, um dies oder das zu verbessern, dadurch mache ich es automatisch schon besser. … Ich mache ganz viel in meinem Kopf. Ich visualisiere das und lass’ mich unheimlich viel filmen, analysiere dann meine Videos, vergleiche sie mit den Ritten der letzten Turniere und finde dann noch Stellschrauben, an denen ich noch drehen kann…“

• Der Ausblick auf die Deutsche Meisterschaft in Balve – wird Dalera in allen drei Prüfungen antreten?
Jessica von Bredow-Werndl: „Ich habe vor, alle drei Prüfungen zu gehen. Ich habe auch an der Kür noch mal etwas verändert, ich würde sie also ganz gerne noch mal reiten.“ (lacht)

• Wie sieht die weitere Vorbereitung Richtung Olympia aus?
Jessica von Bredow-Werndl: “Die größte Challenge auf dem Weg nach Paris ist, dass man nicht die Gedanken in Paris hat, sondern im Hier und Jetzt. Was ist heute zu tun? Wie fühlt sie sich heute an? Was braucht sie heute? Das ist das Wichtigste. Genau darum geht es auch, wenn ich auf die Mittellinie abwende, dass ich mich nur auf die Mittellinie konzentriere. Das ist die wichtigste Übung bei dem Ganzen, dass ich gar nicht in der Zukunft lebe, sondern die Vision habe, ich habe es im Auge, aber ich konzentriere mich vor allem auf das, was jetzt zu tun ist.… Zum Beispiel habe ich nach München das Gefühl gehabt, es wäre cool, wenn ich noch ein bisschen Konditionstraining mache. Sie hatte sechs Tage Pause, dann haben wir wirklich fünf Tage Konditionstraining gemacht, dann war ich ein paar Tage im Urlaub und Dalera hatte komplett frei. Richtung Balve tüfteln wir wieder nur an der Technik. Ich reite sehr extensiv, sehr unanstrengend, damit sie genug Kraft hat, aber gleichzeitig haben wir vor ein paar Tagen noch mal Konditionstraining gemacht. Das ist wichtig: Dass ich in der Verfassung, in der wir beide sind, die richtigen Entscheidungen treffe.“

• Paris – wird das die letzte Kür von Dalera sein?
Jessica von Bredow-Werndl: “Das entscheide ich von Turnier zu Turnier. Wenn ich mir jetzt vornehmen würde, dass Paris meine letzte Prüfung mit Dalera ist, das könnte ich emotional gar nicht bewältigen. Ich kann das nicht sagen, ich muss das fühlen. Sie wird mir sagen, wann ihre letzte Prüfung ist. Das sage nicht ich ihr, das sagt sie mir. Ich kann mir nicht vornehmen, dass ich in Paris das letzte Mal auf die Mittellinie reite, das würde ich emotional gar nicht alles gebacken kriegen und nebenbei noch mal schnell Olympische Spiele reiten. Damit beschäftige ich mich nicht.“