Dressur-Nationenpreis 2026 – wo? Und vor allem – wie?

Es wird immer schwieriger, Nationenpreise auszurichten, Veranstalter zu finden. Aber: „Nationenpreise gehören zum Sport“, erklärt Turnierveranstalter Francois Kasselmann (Hagen a.T.W.). „Man sollte gemeinschaftlich versuchen, den Nationenpreis zu stemmen. Es geht nur gemeinsam.“

Francois Kasselmann appeliert an eine gemeinsame Lösung für den Dressur-Nationenpreis.
www.sportfotos-lafrentz.de

Letzte Woche kam die Absage aus Mannheim: Mannheim wird den Nationenpreis Springen im kommenden Jahr nicht austragen. „Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage sieht sich der Reiter-Verein Mannheim e.V. als Veranstalter nicht in der Lage, das für ein CSIO 5* aufzubringende Budget darzustellen“, so die Begründung in der Pressemitteilung.

Da Aachen im kommenden Jahr die Weltmeisterschaften austrägt, müssen sich die Nationenpreise für 2026 neue Veranstalter suchen. Ähnlich war es 2015, im Jahr der Aachener EM. Damals hat Mannheim den Nationenpreis Springen ausgetragen, die Dressurreiter trafen sich für ihren Nationenpreis in Hagen auf dem Hof der Familie Kasselmann.

Ursprünglich hatte sich das Turnier in Donaueschingen um die Ausrichtung des Dressur-Nationenpreises 2026 beworben. Aber: Das Turnier wurde abgesagt. Nach der Absage der Donaustadt habe Hagen „seinen Hut für den Dressur-Nationenpreis 2026 erneut in den Ring geworfen“, erklärt Francois Kasselmann, aber ähnlich wie der Mannheimer Turnierchef Peter Hofmann sieht auch Kasselmann die Finanzierung als Herausforderung.

„Wir haben von Anfang an klar gesagt, dass der Nationenpreis ohne Sponsoren und eventuell auch der Mitwirkung der FN bei uns nicht stattfinden kann“, betont Kasselmann. „Auch nicht auf Vier-Sterne-Niveau.“ Die Kosten seien immens. „Rechnen wir nur mal mit zehn Mannschaften a vier Reitern, das sind 40 Übernachtungen für drei, wahrscheinlich vier Nächte. Ein Hotel unter 100,- Euro pro Nacht bekommt man kaum, das bedeutet: Nur für die Übernachtungen der Reiter sind wir schon bei mindestens 16.000 Euro.“ Hinzu kommen Einzelreiter, Richter, Stewards, Funktionäre etc. Würde man den Nationenpreis in das internationale Turnier Anfang Juli in Hagen integrieren, wäre die Infrastruktur in großen Teilen gegeben, dennoch entstehen jede Menge Mehrkosten um einen Nationenpreis durchzuführen. „Bei einem Vier-Sterne-Nationenpreis würden wir uns da etwa auf 150.000 Euro zusätzlich zum CDI belaufen“, erklärt Kasselmann. Auf 5-Sterne-Niveau, so wie der Nationenpreis sonst in Deutschland ausgetragen wird, wäre es noch deutlich mehr.

Die gestiegenen Kosten sind das eine, das andere: „Man hat aus 2015 gelernt“, gibt Kasselmann unumwunden zu. „Wir haben damals gelernt, dass man mit einem Minus aus dem Nationenpreis herausgeht und es ist inzwischen sicher noch schwieriger geworden. Alles ist teurer.“

Kasselmann blickt nicht ohne Sorge auf die Zukunft der Nationenpreise.
© www.sportfotos-lafrentz.de/Sharon Vandeput

„Es ist egal, ob wir den Nationenpreis ausrichten oder Volker Wulff in Neustadt/Dosse, der sich auch ins Spiel gebracht hat, man sollte gemeinschaftlich versuchen, den Nationenpreis zu stemmen“, betont Kasselmann. „Nationenpreise gehören zum Sport und Deutschland ist eine Dressurnation.“

Woher könnte Unterstützung kommen? „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten“, sagt Kasselmann. „Vielleicht gibt es Sponsoren aus anderen Ländern, die Interesse haben, weil sie den Sport weltweit unterstützen. Oder vielleicht sehen auch die Reiter gemeinschaftlich eine Möglichkeit, den Veranstaltern zu helfen, damit unser Sport weiter nach vorne kommt? Vielleicht hat der ein oder andere Reiter einen Sponsor oder Mäzen, der unterstützen möchte, oder Kontakte zu speziellen Firmen.“ Auch Kasselmann selbst habe schon einige Kontakte angesprochen, aber … „Die Resonanz ist noch nicht so, dass man sagen könnte: Das wird ganz einfach.“ Mit Blickrichtung auf den deutschen Dachverband könnte sich Kasselmann vorstellen, dass beispielsweise der Verzicht auf die Veranstalterabgaben ein Weg der Unterstützung sein könnte. „Am Ende ist es auch eine Zuchtveranstaltung, vielleicht sollten die Zuchtverbände auch mit ins Boot. Es geht nur gemeinsam.“

Kasselmann hält den Nationenpreis sportlich für äußerst wichtig. Der Sport sei auch für ihn, der Dressurpferde auf gehobenem Niveau verkauft, geschäftlich wichtig, erklärt er klar. Dennoch sei das Ausrichten von Turnieren im allgemeinen und Nationenpreisen im Speziellen zu einer unglaublichen Herausforderung für Veranstalter geworden, deshalb appelliert er nachdrücklich: „Es müssen gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, um unseren wunderbaren Sport auch künftig zu sichern.“ Auf den Dressur-Nationenpreis 2026 bezogen stellt Kasselmann noch einmal nachdrücklich fest: „Wir übernehmen den Nationenpreis nur, wenn wir das finanziell auf trockene Tücher gestellt haben.“ Und damit dürfte er sämtlichen Veranstaltern aus der Seele sprechen.