Werndl, zweimal Wandres und Klimke – top in Balve

Ein guter Tag für den deutschen Dressursport: Top-Paare, spannender Sport, der gezeigt hat, das Pferde keine Maschinen sind, viele hochinteressante Ritte und drei Frischlinge…

Foto oben: ©Stefan Lafrentz

Schwärmt und analysiert nach ihrem Ritt: Jessica von Bredow-Werndl

„Es war geil!“ Jessica von Bredow-Werndl strahlte. Nein, sie hatte keine fehlerfreie Runde mit Dalera abgeliefert in der ersten Prüfung, dem Grand Prix, bei den Deutschen Meisterschaften in Balve. Trotzdem hat das Paar mit 78,640 Prozent gewonnen. Was war passiert. Die erste Piaffe wurde zwischen 8,5 und 10 bewertet, in der zweiten setzte sich die Stute kurz auf die Hinterhand und hob die Vorhand, landete wieder und piaffierte erneut fast für die 10. „Sie hatte sich hinten verhaspelt und sich dann selbst geärgert, weil sie sich dann zu viel gesetzt hat“, analysierte von Bredow-Werndl. „Und bei den Zweierwechseln – das war identisch zum letzten Jahr, da ist uns genau dasselbe passiert.“ Die Zweierwechsel waren total durcheinander geraten. 2023 hatte sie sich mit diesem Faux pas im Grand Prix allerdings hinter Fendi auf Platz zwei anstellen müssen. Insgesamt war die Grand Prix-Siegerin von Balve top zufrieden: „Beim Abreiten hatte ich das bisher beste Gefühl meines bisherigen Lebens“, sprudelte es aus ihr heraus. „Es war so leicht und kraftvoll und genau das wollte ich mich in die Prüfung nehmen. Das ist mir auch mit Ausnahme von den beiden Wacklern gelungen. Sie steht so im Lack und Saft – was will ich mehr.“

Platz zwei und vier gingen in diesem 20-köpfigen besonderen Starterfeld an Frederic Wandres. Mit dem 14-jährigen Bluetooth OLD erzielte er 77,380 Prozent, mit dem 17-jährigen Duke of Britain FRH wurden es 76,10 Prozent. „Ich bin rundum zufrieden. Duke hat eine sichere souveräne Runde gedreht – mal wieder“, resümierte Wandres. Das ‚mal wieder‘ kann man getrost so nennen. Im August 2020 hat der Dimaggio-Sohn das letzte Mal weniger als 75 Prozent auf internationalem Parkett verzeichnet, damals waren es ‚nur‘ 74,64 Prozent. Seither punktet er konstant über 75 Prozent. „Ich bin heute noch nicht mit dem letzten Risiko geritten, aber das war genau so geplant. Ich bin wirklich absolut happy. Und Bluetooth“, fuhr Wandres fort. „Er war unheimlich gut zu reiten und hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben. Er war sehr gut in der Anlehnung, die Prüfung war flüssig, mit viel Ausdruck, lediglich die zweite Pirouette habe ich etwas zu klein angesetzt, da hat er dann ein-, zweimal doppelt gefußt, aber sonst bin ich auch mit ihm total zufrieden. Mit zwei Pferden in diesem Starterfeld unter den Top Vier – es wäre schon komisch, wenn ich damit nicht absolut happy wäre.“

Zwischen Wandres und Wandres hat sich Reitmeisterin Ingrid Klimke geschoben. Mit 76,840 Prozent belegte sie auf dem 16-jährigen Franziskus FRH Platz drei. Ein winziger Moment der Spannung in der ersten Piaffe, sonst ‚schnurrte Franz’ frisch und motiviert in sehr guter Anlehnung durch den Grand Prix. „Schon auf dem Vorbereitungsplatz war er total souverän und ganz locker. Ich hatte hier auch schon Jahre, da hat er sich sehr von außen ablenken und zu einem unverhofften Buckler verleiten lassen“, sagte sie lachend. „Das war heute gar nicht der Fall. Er war ganz konzentriert und wusste genau, was los ist. Nach dem Motto: Okay, heute ist unser Tag!“
Sehr gute Runden gelangen auch Katharina Hemmer auf Denoix PCH und Matthias Rath auf Destacado FRH. Sie landete mit 75,920 Prozent auf Platz fünf, er mit 75,020 Prozent auf Platz sechs.

Dieser erste DM-Tag war nicht der Tag der Isabell Werth. Mit DSP Quantaz und 73,760 Prozent landete sie auf Platz acht. „Die erste Hälfte war richtig gut“, resümierte sie. „Doch dann kam der Galopp und dann hat er kurz ein bisschen Schattenboxen gemacht an der kurzen Seite. Und dann kamen die Zweierwechsel und er hat nur noch Einer(wechsel) gemacht. Ich konnte das nicht rauskriegen. Ich weiß nicht wieso und weshalb, da habe wirklich ich keine Erklärung dafür, weil er nicht einen Ansatz dazu draußen oder im Training jemals gehabt hat. Er hat sich vielleicht an das Weltcup-Finale erinnert, da hat er das auch draufgehabt. Da müssen wir einen kleinen Wurm rauskriegen.“ Werths Fazit: „Das ist echt schade. Wir haben uns heute echt unter Wert verkauft und hoffen, dass wir es im Special besser hinkriegen.“

Die Frischlinge, die das erste Mal bei einer Senioren-DM dabei waren, haben sich beachtlich geschlagen: Mit Raphael Netz und Great Escape Camelot mit 72,74 Prozent, Felicitas Hendricks und Drombusch mit 71,220 und Evelyn Eger und Tabledance mit 70,220 Prozent.

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