Wandres’ Nähkästchen – Teil II
Frederic Wandres plaudert aus dem Nähkästchen – Teil II bei dressursport.kim. Heute weiht uns Frederic Wandres in seine Visionen mit Joy Game ein, spricht über die ‘Detail-Hausaufgaben’, die er von der Bundestrainerin per Videoschalte für Bluetooth über den Atlantik bekommt, und über minutiös abgestimmte Herausforderungen in Wellington…
Frederic Wandres: “Mitte Januar sind wir hier in Wellington in unseren ersten nationalen Grand Prix geritten. Monica (Theodorescu) hatte ihn zu Hause schon einige Male im Training gesehen, mit ihr haben wir das besprochen. Joy kann alle Teile des Grand Prix, jetzt müssen wir nur noch das Puzzle zusammensetzen. Und das haben wir hier in Wellington das erste Mal probiert und es hat auch wirklich gut geklappt. Natürlich hatten wir noch einige ‚Baby-Momente‘ im Grand Prix, aber er hat sich konzentriert und angestrengt und das ist für mich das Wichtigste: die Leistungsbereitschaft. Ich denke, dass sehr viel Potenzial in dem Pferd steckt.
Joy ist von Grund auf ein ehrliches und leistungsbereites Pferd. Jetzt werde ich ihn weiter aufbauen und schauen, wie er sich entwickelt. Ich werde wahrscheinlich erst noch mal einen nationalen Grand Prix reiten und versuchen, die Sachen zu verbessern, die beim ersten Mal noch gewackelt haben. Oft ist es so, wenn man vom Turnier nach Hause kommt, dass man direkt eine Veränderung merkt und denkt: ‚Gut, dass wir beim Turnier waren.‘ Auch wenn es dort noch nicht 100-prozentig geklappt hat. Das zieht sich vom Vierjährigen bis zum Grand Prix-Pferd durch, dass man immer wieder merkt, wie viel die Pferde von einem Turnier mitnehmen. So war das jetzt bei Joy auch.
Ich kann mir tatsächlich gut vorstellen, dass er eines Tages in die Hufspuren seiner beiden Stallkollegen Bluetooth und Duke treten kann.
Und Bluetooth? Er chillt hier einerseits in der aufkommenden Sonne und macht Turnierpause, aber wir nutzen die Zeit auch, um an gewissen feinen Stellschrauben zu drehen. Es gibt immer etwas zu verbessern und wir reflektieren Vieles noch mal, was letzten Sommer war. Natürlich waren wir super zufrieden. Er hat sich auf all den großen Turnieren – Balve, Aachen, EM Riesenbeck – weiterentwickelt, hat immer noch ein Quäntchen draufgelegt, ganz konstant. Klar ist aber auch: Im Sommer 2024 werden alle versuchen, ihren ‚Peak‘ zu haben, und so werden auch wir zusehen, zu den entscheidenden Turnieren wie gewohnt in absoluter Topform zu sein.
Ich habe für jede Woche meinen Plan vor Augen und weiß, wo ich hin möchte, aber ich gestalte das Training trotzdem spielerisch. Ich habe mit Bluetooth dieses Jahr nur ein Turnier hier in Wellington angepeilt, das reicht als Vorbereitung für die Grüne Saison in Europa. Letztes Jahr habe ich ein paar Turniere mehr hier gemacht, aber so habe ich es in diesem Jahr mit Monica Theodorescu, der Bundestrainerin, abgesprochen. Das Programm für Bluetooth ist genau auf den Sommer zugeschnitten.
Auch wenn der Atlantik zwischen uns liegt, so hat es Monica beschrieben, sind wir dank der modernen Technik gut vernetzt und sie hat mir aus Deutschland auch schon hier in Wellington per Videoübertragung Unterricht gegeben. Das hat gut geklappt, wir haben unsere Detail-Hausaufgaben bekommen und ich stehe mit Monica in ständiger enger Verbindung.
Im Januar haben wir gleich drei CDIs hier auf dem Plan – ‚wir‘ sind eine ziemlich große Gruppe: Lars (Ligus) und Anna (Abbelen) sind auch direkt vom Hof Kasselmann mit dabei und wir haben einige Kunden hier, die wir hier betreuen. Das bedeutet eine ganze Menge Logistik. In den Tagen vor einem Turnier sitzen wir abends oft 30 Minuten zusammen, um einen ausgetüftelten Plan samt Ablauf und Logistik für den nächsten Tag aufzustellen. Diese Pläne sind wirklich auf die Minute abgestimmt. Toi toi toi – hier greift ein Rad ins andere, das klappt bisher wirklich super, weil alle top zusammenarbeiten. Fazit: Es wird auf gar keinen Fall langweilig hier!”
Danke an Frederic Wandres, dass er uns ein bisschen mit über den ‘Teich’ genommen hat und weiter viel Erfolg!