“Oft muss sich unser Sport ungerechtfertigter Kritik stellen.”

Die letzten zwölf Monate haben im Leben der Katharina Hemmer einiges verändert. Von der ‘Bereiterin im Stall von Hubertus Schmidt’ ist sie zur heißen EM-Kandidatin geworden. Wie sie damit umgeht, welche Nebeneffekte das hat und wo sie entgegenwirken möchte – das dressursport.kim-Interview mit Katharina Hemmer…

Teamwork: Katharina Hemmer und Schwester Marie.

dressursport.kim: Du startest in 2024 von einer ganz anderen Position als 2023 – was bedeutet das für Dich?

Katharina Hemmer: Der Bekanntheitsgrad ist natürlich anders. Ich bin in einer ganz andere Position als zu Beginn 2023, als ich Denoix gerade erst übernommen habe. Das ist so und da stehen auch andere Erwartungen im Raum, aber für mich persönlich macht es keinen Unterschied. Ich bin nach wie vor genau dieselbe.

dressursport.kim: Macht es ‚etwas‘ mit Dir, dass Du jetzt definitiv mehr unter ‚Beobachtung stehst‘, wenn Du in den Sattel steigst – im Viereck und beim Abreiten. Da sind jetzt Fans, die Dir zuschauen wollen, Menschen, die auf Dich neugierig geworden sind etc.

Katharina Hemmer: Sagen wir mal so: Ich weiß das, aber ich denke nicht darüber nach. In dem Moment, in dem ich aufs Pferd steige, interessiert mich das nicht. Dann konzentriere ich mich auf mich und das Pferd, auf Hubertus (Schmidt) oder Monica (Theodorescu), wenn sie dabei sind, und auf das, was ich mir vorgenommen habe. Und wer und wie viele mir dabei zugucken, das blende ich dann einfach aus.

dressursport.kim: Mit der Bekanntheit und dem Erfolg wachsen auch andere Nachfragen, beispielsweise bist Du Anfang Februar Talk-Gast auf der Spoga. Das Thema sind ‚soziale Medien‘ und wie man sie als Reiter, Sportler auch für sich nutzen kann?

Katharina Hemmer: Ja, genau. Ich bin für so etwas immer offen, weil ich Spaß daran habe, mich mit Leuten auszutauschen. Und: Viele Leute haben gar kein Bild davon, wie unsere Tage ablaufen. Das ist auch der Grund, warum ich ziemlich eifrig auf meinem Instagram-Account bin. Ich möchte einen Einblick geben, wie ein Tag für mich, die Pferde und im Training abläuft. Ich denke, das ist gut für den Sport und ich habe Spaß daran. Ich finde es selbst auch immer richtig gut, wenn ich beim Reiten gefilmt werde und es mir später noch mal anschauen kann. Manchmal ist das Gefühl doch etwas anders als das Bild. Ganz spannend finde ich auch, wenn man die Entwicklung von Pferden so verfolgen kann. Dann guckt man sich noch mal ein Video an, dass vor zwei oder drei Jahren aufgenommen wurde und sieht die Veränderung. Ich schicke auch regelmäßig der Besitzerin von Denoix, Nancy Gooding, Videos. Dabei habe ich neulich ein Video entdeckt, das aufgenommen wurde, als ich ihn gerade mal zwei Wochen geritten und die Lektionen vorsichtig angetestet habe. Danach habe ich die Prüfungen von Frankfurt im Dezember angesehen und – wirklich – das ist Wahnsinn, wie sich das innerhalb eines Jahres verändert hat. Es ist für mich schön, das zu sehen, und ich kriege sehr viel Feedback von Leuten, die das auch gerne beobachten.

dressursport.kim: Kritik spielt in den sozialen Medien auch eine große Rolle. Was sagst Du dazu?

Katharina Hemmer: Oft muss sich unser Sport ungerechtfertigter Kritik stellen – auch das ist ein Grund, warum ich meine Erfahrungen gerne teile. Ich möchte denen entgegenwirken, die sagen, dass so vieles hinter verschlossenen Türen stattfindet. Deswegen finde ich es auch super, dass Isabell (Werth) jetzt auch bei social media die Leute teilhaben lässt. Es wird immer Leute geben, die nicht wirklich hingucken wollen und in jedem Fall unseren Sport schlecht reden, aber Menschen, die offener sind, denen kann man so ein bisschen was zeigen und sie auf unserem Weg mitnehmen.

dressursport.kim: Wie viel Zeit steckst Du in Instagram?

Katharina Hemmer: Schwer zu sagen. Ich mache vieles selbst. Ich gehe sowieso jeden Tag beispielsweise mit Denoix spazieren und schieße gerne, wenn ich was schön finde, ein Foto. Das kann ich dann ja auch mit anderen teilen. Und die Videos und das Schneiden vom Training, das macht meine Schwester Marie. Das alles selbst erledigen, das würde ich nicht schaffen. Bei mir läuft das nebenher, aber meine Schwester verbringt damit schon etwa 20 Stunden im Monat.

dressursport.kim: Für Sponsoren wirst Du natürlich mit einem guten social media-Auftritt auch noch interessanter…

Katharina Hemmer: Das ist natürlich ein schöner Nebeneffekt. Ich mache das auch gerne, dass ich beispielsweise auch bestimmte Produkte teile, aber wirklich nur, wenn ich voll dahinterstehe – sonst könnte ich das nicht.