Grand Prix mit 90 Jahren!

Für gut gerittene Pferde bedeutet Dressursport Gesunderhaltung, bei Reitern ist es genauso. Den Beweis haben alle Zuschauer des Weltcup-Turniers in Neumünster live erlebt.

Rainer Schwiebert, 73, und sein langjähriger Partner Helenenhof’s Catoo, 17, haben in Neumünster Geschichte geschrieben: Mit zusammen 90 Jahren haben die beiden einen nahezu fehlerfreien Grand Prix hingelegt – das Publikum hat sie frenetisch bejubelt und gefeiert!

Besonderes Duo: Rainer Schwiebert und Catoo

Grand Prix mit 73 Jahren – wie geht das?

Zwei bis drei Pferde reitet Rainer Schwiebert pro Tag, aber das ist längst nicht alles. „Als ich 60 war, habe ich angefangen zu begreifen, dass ich was tun muss. Ich habe meine Ernährung umgestellt und gezielt Sport getrieben, aber richtig geklickt hat es, als Carabas (ehemaliger Stallkollege von Catoo) zu mir kam. Dieses Pferd hat mich unheimlich gefordert, aber ich wollte ihn weiter reiten und ich wusste: Das schaffe ich nur, wenn ich selbst fit bin.“ Große Unterstützung erfuhr Rainer Schwiebert in dieser Phase – und auch immer bei Bedarf – von Dr. Julia Schmidt und ihrem Team vom Athletikum UKE. „Frau Dr. Schmidt ist auch Reiterin. Sie und ihr Team mitsamt der Physiotherapeuten haben mir schon häufig enorm geholfen.“

Wie sieht das Fitness-Programm von Rainer Schwiebert aus?

Heimtrainer-Fahrrad

Training mit den Faszienrollen an Rücken und Bauch, Becken und Brustwirbelsäule

Multitrainer

Rudergerät

Trampolin

Crosstrainer

Schwimmteich – auch im Winter bei 6 bis 8 Grad

Pro Woche mache ich drei bis vier Stunden Training – zusätzlich zum Reiten. Ich habe aber keinen ganz festen Plan, ich mache das, wozu ich Lust oder wobei ich das Gefühl habe, dass ich das gerade brauche.“

Auch Catoo hat seinen ‚Fitnessplan‘

Achtjährig hatte Catoo einen instabilen Rücken. Einzige Chance auf vollständige Genesung: Zeit. Die hat Rainer Schwiebert ihm gegeben, hat ihn zwei Jahre ohne Druck und ohne schwere Lektionen geritten. „Das Pferd hat mich fasziniert und sein Charakter und seine Einstellung waren schon immer toll.“ Mit 17 Jahren inzwischen ist der Hengst immer noch fit und fröhlich. Er wird regelmäßig vom Physiotherapeuten verwöhnt und natürlich geritten. „Catoo geht lange Schritt, bevor wir anfangen mit der Arbeit“, erzählt Schwiebert. „Dann traben wir viel leicht, reiten viele Übergänge Trab-Galopp und ab und zu zwischendurch auch mal eine Lektion. Meistens sind wir etwa 40 Minuten ‚in Gang‘, gerne auch auf der Galoppbahn, danach genießt er seine zeit auf dem Paddock oder im Sommer auf der Weide. Manchmal gehe ich auch nachmittags noch mal mit ihm spazieren.“

Warum tut man sich das an, mit 73 Jahren noch Grand Prix-Prüfungen zu reiten?

Ohne Zögern kommt die Antwort: „Aus Freude am Reiten und an meinen Pferden! Ich stehe jeden Morgen um 6.00 Uhr auf, lasse mir Zeit, gucke möglichst keine schlechten Nachrichten und dann freue ich mich riesig aufs Reiten. Und Catoo ist immer der Erste, den ich reite. Meine Pferde und ich haben eine sehr enge Verbindung und meine tägliche Philosophie ist, dass wir immer beide, Pferd und Reiter, Spaß beim Training haben – und das gelingt mir ziemlich oft.“

Schwieberts Fazit:

Ich hatte schon einige Schwierigkeiten mit dem Rücken und dem Iliosakralgelenk beispielsweise, aber die Pferde und die Reiterei halten mich fit und gesund. Na klar, man muss dafür was tun, aber es gibt keine schönere Motivation als die Freude am Reiten. Für die Pferde bin ich gerne konsequent mit mir selbst. Sie bringen mich innerlich zum Strahlen.“