Emilios wunderbarer Abschied

„Er ist und bleibt ein Charakterpferd!“, erklärte Isabell Werth mit leicht belegter Stimme.

Bye bye Emilio!
(Foto: Thomas Hartig)

Und genau so hat sich der 18-jährige Emilio an diesem Abend präsentiert. Er legte im Galopp einen kleinen Buckler ein, piaffierte mit höchster Elastizität und brillierte mit Athletik und Ausdruck: Mit 83,30 Prozent siegte der 18-Jährige in der Grand Prix Kür in Wiesbaden – es war sein 58. internationaler Grand Prix-Sieg! Und sein letzter. Mit diesem Sieg verabschiedete Isabell Werth ihren langjährigen Partner. Isabell Werth, die nun neunmalige Rekord-Kür-Siegerin von Wiesbaden, und Emilio, der zum zweiten Mal in Wiesbaden war und zum zweiten Mal mit seiner italienischen Opernmusik die Zuschauer verzückte und die Flutlicht-Kür gewann.
Platz zwei ging an die Schweizerin Andrina Suter im Sattel von Fibonacci mit 77,390 Prozent, Dritte wurden Ingrid Klimke und First Class mit 77,235 Prozent.

Emilio ‘Emily’ und seine Wegbegleiter.
(Foto: Thomas Hartig)

Das Schloss, das Flutlicht, 8.000 Zuschauer – es war die perfekte Kulisse für einen herrlichen Kürabend und den bedeutenden Moment des Abschieds. „Er hat sich hier heute frisch und kernig gezeigt“, lachte Werth über weitere kleine Buckeleinheiten Emilios in der Ehrenrunde. „Ich bin sehr stolz auf ihn! Und er hat es verdient, sich vor einer so großartigen Kulisse zu verabschieden.“ Zu seinen Ehren kamen seine Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, sein Züchter Wilhelm Strunk, der begleitende Trainer Götz Brinkmann, Co-Bundestrainer Jonny Hilberath und – ganz wichtig – Steffi Wiegard, seine Pflegerin. „Emilio ist ein sehr personenbezogenes Pferd“, erklärte Isabell Werth. „Der feste Anker in seinem Leben ist Steffi. Emily Erdbeer – so nennt Steffi Emilio immer – ist ihr absoluter Liebling. Emily ist heilig bei ihr.“
Zehn Jahre war Emilio auf internationalem Top-Niveau im Spitzensport unterwegs, hat insgesamt 81 internationale Top Drei Platzierungen auf Grand Prix-Niveau gesammelt. Aber Emilio hatte auch das Pech, dass er immer ein wenig im Schatten von Werths Spitzenstuten Weihegold und Bella Rose stand, so ist er an einer Championatsteilnahme stets knapp vorbeigerutscht.
In Wiesbaden hat er nun das letzte Mal seine italienische Kür getanzt, getreu dem Motto: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist!“ Mit seinen 18 Jahren – fit, frisch und voller Tatendrang. Jetzt wird er die Rentnerband im Stall Werth verstärken und sich weiter von Steffi und Isabell verwöhnen lassen.
Danke, Emilio!