Ein falsches Zeichen
My Monday – mit betrübtem Rückblick auf die Weltcup-Etappe Amsterdam.
Eins vorab: Ich habe größten Respekt vor dem Richteramt. Und ich bin der festen Überzeugung, dass Charlotte Fry eine absolute Ausnahmereiterin und Everdale ein sehr besonderes Pferd ist. Aber am vergangenen Wochenende ist beim Weltcup-Turnier in Amsterdam – aus meiner Sicht – ein falsches Zeichen gesetzt worden.
Mehr als 88 Prozent für einen Ritt, der nicht kurzzeitig ein bisschen eng in der Haltung war, sondern nahezu durchgehend. Bei dem das Pferd in häufigen Momenten zwar sehr aktiv mit der Hinterhand abfußte, aber in der Kruppe dabei eher nach oben kam, statt sich zu senken und Last aufzunehmen. Und bei dem der Rücken in zahlreichen Momenten nicht die gewünschte ‚Brückenfunktion‘ übernehmen konnte, durch die die Kraft aus der Hinterhand durch den Körper bis nach vorne ans Gebiss fließt, weil er in weiten Strecken tendenziell nach unten gedrückt statt nach oben aufgewölbt war.
Es gab Momente an diesem Wochenende, in denen sich nicht alle Richter einig waren – das kann ich nachvollziehen. Das Erstaunliche ist: Bei diesem Ritt waren sich alle einig. Allesamt lagen zwischen 87,5 und 88,5 Prozent.
Ich frage mich: Gab es keinen einzigen der fünf international bewährten Richter, der ins Grübeln kam? Spannend wäre auch die Frage: Wie hat sich dieser Ritt für die Weltmeisterin selbst angefühlt? War es wirklich ein gefühlter Rekordritt so wie das Ergebnis?
Eins steht für mich außer Frage: Diese Bewertung hat ein völlig falsches Zeichen gesetzt. Dafür können weder Reiterin, noch Pferd etwas, die Bewertung liegt allein in der Hand der Richter vor Ort und die haben an diesem Wochenende dem Dressursport keinen Gefallen getan.
Kim Kreling