Durchstarterin mit Doppelrolle
Katharina Hemmer – Durchstarterin der Saison, Ausbilderin, Trainerin. Ein Rückblick auf ihre Doppelrolle beim Weltcup-Turnier in Polen und ein Ausblick auf den nächsten Start mit ‚Purzel‘, alias Denoix…
Am vergangenen Wochenende:
In Doppelfunktion ist Katharina Hemmer zum Weltcup-Turnier ins polnische Breslau (Wroclaw) gereist. Einerseits feierte sie internationale Grand Prix-Premiere im Sattel des 13-jährigen Attraktiv, andererseits war sie als Trainerin von Anush Agarwalla vor Ort. Agarwalla ist ein langjähriger Schüler von Hubertus Schmidt, der war aber während des Turniers gerade in Amerika unterwegs. „Wenn Hubertus nicht kann, springe auch auch Zuhause im Training für Anush mal ein“, erklärt Katharina Hemmer. „Und so haben wir das in Polen jetzt auch gemacht.“
Als Reiterin in Polen:
Für die Bereiterin des Fleyenhofs von Hubertus Schmidt hielt Polen die ein oder andere Überraschung bereit. Organisatorisch galt es die Herausforderung zu meistern, einerseits selbst Attraktiv zu reiten, andererseits mit Anush zu trainieren. Da abends die Halle nur eine Stunde zum Training geöffnet war, blieben für Attraktiv nur einige Minuten des Schritt Reitens. „Da war er eigentlich noch ganz entspannt“, berichtet Katharina Hemmer, „aber bei der Prüfung hatte sich das mit der Entspannung schnell erledigt. Er fühlte sich absolut unwohl in dem Viereck.“ Der 13-Jährige war zuvor nur ein internationales Turnier gegangen, das war vor drei Jahren. „Er war in der Aufgabe einfach viel zu angespannt, ist mir in der Trabtour angaloppiert und ich konnte ihn kaum durchparieren, schon galoppierte er wieder an. Es wurde im Lauf der Prüfung besser, das ist gut, aber die Punkte waren natürlich im Keller.“ Am Ende verließ das Paar mit einer U60-Prozent-Wertung das Viereck. Wie geht man damit um, wenn es so gar nicht im Viereck klappen möchte? „Das muss man als Trainingsrunde abhaken. Ich kann ihm ja keinen Vorwurf machen, er hat so wenig Erfahrung. Ich habe natürlich versucht, das Beste draus zu machen und von Lektion zu Lektion zu reiten. Das Ziel ist ruhig bleiben und ihm Sicherheit geben und das hat genau funktioniert: Er hatte sich am Ende der Prüfung wirklich sehr gut gefangen und auch noch ein paar gute Dinge gezeigt.“ Natürlich sei man nach einer solchen Prüfung nicht erfreut und natürlich habe sie es sich anders vorgestellt, aber „das muss man dann runterschlucken und weiter geht’s! Ich gehe jetzt einen Schritt mit ihm zurück, werde erst noch mal wieder ein nationales Turnier reiten, um mehr Sicherheit mit ihm zu gewinnen und denke, dann sind wir schon wieder einen Schritt weiter.“
Als Trainerin in Polen:
Total zufrieden war sie aus Sicht der Trainerin. „Mit Anush war das wirklich gut.“ Der 23-Jährige hatte gerade auf Etro mit dem indischen Team Mannschaftsgold bei den Asian Games gewonnen und sich in der Kür die Bronzemedaille gesichert, jetzt heißt das nächste Ziel die Olympiaqualifikation mit Sir Caramello OLD. Sir Caramello war das letzte Mal im Mai am Start, hatte sich dann eine kleine Auszeit genommen, ist aber wieder voll fit und im Training. „Aber die Zeit für die Qualifikationen für Paris ist endlich, insofern war ich jetzt super happy, dass das in Polen schon mal geklappt hat.“ Im Grand Prix sei Anush noch etwas vorsichtig geritten, aber fehlerfrei. „Da waren wir schon mal sehr zufrieden.“ Für das Paar war Breslau der erste Kürstart in diesem Jahr und überhaupt erst der zweite Start bei einem Weltcup-Turnier. Mit 73,485 Prozent hat er in Polens Weltcup-Kür seine erste Qualifikationswertung für Olympia erreicht. „Das war schon mal richtig gut, am Ende kommt es natürlich auch darauf an, wie die anderen Reiter aus seiner Liga punkten“, erklärt Hemmer.
Ist es mit Stress verbunden, in der Doppelrolle Reiter und Trainer auf einem Turnier zu sein? „Eigentlich gar nicht. Anush und ich haben uns immer gut abgesprochen und haben uns gegenseitig unterstützt. Für mich war das eher ein Gewinn gegenseitig, als dass ich es als Stress empfunden hätte.“
In zwei Wochen:
Jetzt bereitet sich der Senkrechtstarter der Saison auf den nächsten Start mit Toppferd Denoix vor. „Stuttgart ist unser nächstes Turnier, da gehen wir in der Vier-Sterne-Tour an den Start.“ Mit Denoix war sie zuletzt im August in Münster am Start und war danach als erste Reserve mit im EM-Trainingslager. „Die Eindrücke aus dem Trainingslager haben wir mit nach Hause genommen, dann hatte Denoix ein bisschen Pause und jetzt haben wir uns gezielt auf Stuttgart vorbereitet. Wir haben noch mal an der Anlehnung gearbeitet, an noch feineren Übergängen, an noch besseren Pirouetten. Ich glaube, da sind wir noch mal ein ganzes Stück weitergekommen.“